Benjamin Beutler
Bolivien und das Lithium. Sachbuch. Rotbuch Verlag, Berlin 2011, 191 Seiten, € 13,40
„Südamerika als billiger Selbstbedienungsladen des reichen Nordens“: Bolivien, der Bettler auf dem goldenen Thron, das ist oder war dafür prototypisch. Denn seit fünf Jahren kämpft die Regierung des Präsidenten Evo Morales dort um die „Wiedergewinnung der Souveränität über die Rohstoffe“. Mit gemischten Resultaten. Der Prozess des Wandels in Bolivien ist in den Niederungen des Alltagsgeschäfts und der Widersprüche angekommen und seine GegnerInnen nutzen das, um ein negatives Zerrbild zu zeichnen. Da ist es hilfreich, die Entwicklung in eine Perspektive zu setzen. Bei Beutler kann man wieder einmal detailreich nachlesen, von welchem Ausgangspunkt man gestartet war: Die Ausplünderung der Rohstoffe und die soziale Misere, die nahtlose Rotation von Personal aus Weltbank und IWF in Ministerämter und zurück, die Repression – wie sich die Bilder gleichen und sich die Interpretationen unterscheiden: Auch unter dem 2003 gestürzten Präsidenten „Goni“ Sánchez de Lozada schossen Scharfschützen auf DemonstrantInnen. Der publizistische Aufschrei blieb damals aus. Von Protesten und Sanktionen aus dem State Department und den europäischen Außenämtern war nichts zu vernehmen.
Man hätte sich von diesem eben erschienenen Buch allerdings darüber hinaus eine Bilanz des halben Jahrzehnts der Regierung Morales gewünscht, insbesondere, was sie in der Rohstoffpolitik anders macht und wo die Probleme liegen. Doch vom neuen Bolivien ist leider nur auf den letzten 25 Seiten die Rede, und vom Lithium, das Bolivien zum „Saudi Arabien des 21. Jahrhunderts“ machen könnte, nur in der Einleitung und auf den letzten sechs Seiten. Insofern – und das ist wohl Sache der Vertriebspolitik des Verlags und nicht die Schuld des Autors – kommt das Buch als ausgesprochene Mogelpackung daher.
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