Der OMV wird vorgeworfen, dass sie trotz der Menschenrechtsverletzungen im Sudan nach Öl bohrt.
In den letzten Wochen sind vermehrt Informationen über massive Menschenrechtsverletzungen aus der Region des Block 5A bekannt geworden. Während OMV-Vorstand Gerhard Roiss gegenüber der Zeitschrift Format die Meinung vertritt, dass die nächste Siedlung 25 Kilometer entfernt wäre, und die OMV keine Hinweise auf Vertreibungen hätte, berichten im Sudan tätige Hilfs- und Menschenrechtsorganisationen Gegenteiliges: Regierungstruppen und regierungsnahe Milizen hätten Augenzeugenberichten zufolge 24 Dörfer niedergebrannt, deren Bevölkerung vertrieben oder ermordet.
Der 80 Jahre alte Liu-Liu aus dem Dorf Chotyiel berichtete der britischen Hilfsorganisation Christian Aid über seine Flucht mit seinen sechs Enkelkindern: Es kamen Soldaten und brannten die Häuser nieder. Hubschrauber kreisten über dem Dorf. Menschen wurden getötet. Das Schlimmste waren die Kampfhubschrauber, berichtete auch Zeinab Nyacieng, eine Nuer-Frau, die zwei Kinder bei dem Angriff verloren hat. Sie kamen wie Heuschrecken. Malony Kolang, Chief der lokalen Nuer-Bevölkerungsgruppe, meinte gegenüber Christian Aid: Vor dem Öl war unsere Region friedlich. Die Leute betrieben Ackerbau und Viehzucht. Als die Ölförderung begann, ging auch der Krieg los. Das Öl hat uns den Tod gebracht.
Den Zusammenhang OMV und Menschenrechtsverletzungen in deren Ölfördergebieten betreffend, gibt es in Österreich eine parlamentarische Anfrage der Grünen.
In der kanadischen Öffentlichkeit haben die andauernden Proteste von Menschenrechtsorganisationen und Kirchen gegen das Engagement des kanadischen Ölmultis Talisman in einem benachbarten sudanesischen Ölfeld bereits zu einem offiziellen Untersuchungsbericht des kanadischen Parlaments geführt (Harker-Report). Darin wird nicht nur die Mitverantwortung des Ölkonzerns für die Ermordung und Vertreibung von Angehörigen der Bevölkerungsgruppe der Nuer festgehalten, sondern auch nachgewiesen, dass die Präsenz von Ölfirmen im Südsudan die Menschenrechtssituation noch weiter verschlimmert hat.
Der Autor ist Historiker und beschäftigt sich mit Fragen von Menschenrechten und Entwicklungszusammenarbeit. Er lebt in Wien.
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