Erzählung. Insel Verlag, Frankfurt am Main 2008, 93 Seiten, € 11,80
Der „Gijik“, das legendäre Menschenwild, dicht behaart, mit einer primitiven Sprache versehen, raubt die junge Tuwa Hünej, eine Tochter aus wohlhabendem Haus, und verschleppt sie in die einsame Weite des Altai-Gebirges.
Das ungleiche Paar kommt sich in der Isolation der Bergwelt näher. Da Hünej keine Möglichkeit der Flucht sieht, fügt sie sich in ihr Schicksal und wendet sich dem Gijik zu. Sie versucht seine Sprache zu lernen, näht ihm Bekleidung und wird dafür von ihm mit Fleisch, Beeren und wilden Früchten versorgt. Nach einiger Zeit weist sie auch seine Annäherungen nicht mehr zurück, körperliche Nähe entsteht und sie bekommt ein Kind von ihm. Doch der „paradiesische“ Zustand hält nicht lange an. Andere Gijiks ziehen in ihre Höhle ein und die vorsichtig aufgebaute Harmonie zerbricht, die sehr unterschiedlichen Lebensweisen von Menschen und Gijiks sind für Hünej nicht mehr erträglich. Sie flieht zu ihrem Volk zurück.
Diese Geschichte zeigt, wie einfach die menschlichen Grundbedürfnisse zu befriedigen sind: ein gefüllter Magen, ein Dach über dem Kopf und ein bisschen Zuneigung kann selbst in der Wildnis gemeinsames Glück bedeuten. Doch auf Dauer ist es schwierig, mit den einfachen Dingen zufrieden zu sein.
Galsan Tschinag, eigentlich Irgit Schynykbajoglu Dshurukuwaa, schöpft seine Geschichten aus den Überlieferungen und traditionellen Geschichten seines Volkes, den Tuwa, die in der westmongolischen Steppe als NomadInnen leben. Er ist Sohn einer Schamanin und ist Oberhaupt und Schamane der Tuwa. Die Beziehung zu seinem 4.000 Menschen umfassenden Volk beschreibt Tschinag als ein kontinuierliches Geben und Nehmen. Er hat Germanistik in Deutschland studiert und auf den Universitäten Ulan Bators unterrichtet. Seine Bücher schreibt er meist auf Deutsch. Mit den Einnahmen aus dem Verkauf unterstützt er die Tuwa.