Roman. Aus dem Spanischen von Jan Weiz. Rotpunktverlag, Zürich 2008, 318 Seiten, € 22,00
Das Karibische Testament ist ein politisches und hochaktuelles Buch. Es zeigt die Machenschaften der Politik und die geringen Möglichkeiten der Betroffenen, den Kampf ums Überleben in einem korrupten Regime zu gewinnen.
Nicht das Alte oder das Neue Testament stehen hier im Mittelpunkt, auch wenn es Bezüge dazu gibt, sondern das Karibische. Es stellt sich nun aber die Frage, was mit Testament gemeint ist. Was soll / kann uns vererbt werden? Folgt man der Geschichte des in Madrid lebenden Kolumbianers Marco Schwartz, so sind es keine positiven Erbstücke. Weder wurde den zahlreichen ProtagonistInnenen noch den LeserInnen Positives weitergegeben. Von Generation zu Generation kämpft die Familie Barrios / Lara einschließlich Nachfahren um ihr Leben und ihre Freiheit, versinnbildlicht durch den Wunsch nach einem Stück Land. Mehrmals wird es ihnen versprochen. Bis sie wirklich Besitzer eines Grundstücks im Slum Chibolo sind, vergehen allerdings hunderte von Jahren.
„Wo am Vortag nur Würmer und rote Ameisen gelebt hatten, da widerhallte heute der fröhliche Tumult von dreißigtausend Menschen, die erwartungsvoll von einer viel versprechenden Zukunft träumten.“
In Wellen kommt Hoffnung auf die Menschen zu, sei es durch politische Versprechen von zu wählenden Senatoren oder religiösen Gemeinschaften, die durch ihre Predigten die Menschen in Watte hüllen, die ihre Willenskraft schwächt und das „Ertragen von Umständen“ stärkt. Nur einmal trifft sie kurz ein Lichtstrahl, in Form des Padre Arreguis, der durch seinen Nonkonformismus, seine rebellischen Ideen und seine Kraft bald ein Störenfried wird, den es zu beseitigen gilt. Seine Drogenpredigt an die Menschen ist von außerordentlicher Wahrheit und Kraft. Allein deswegen ist das Buch schon lesenswert.