Karl Moik – traditionell chinesisch gekleidet von oben bis unten – in der Verbotenen Stadt. 800 Millionen Chinesinnen und Chinesen via Fernsehen dabei. Und ein paar Millionen Europäerinnen und Europäer zu Hause. Und 4.000 treue Fans, die dem Idol überall
Fazit: So haben wir es nicht gemeint! Wir VerfechterInnen der kulturellen Annäherung zwischen den Völkern. Und im letzten SÜDWIND-Magazin des auslaufenden Jahres, Jahrzehnts, Jahrhunderts, Jahrtausends (ich weiß, in Wirklichkeit vollendet sich das Jahrtausend erst Ende 2000 – doch was ist in Sachen Kalender schon Wirklichkeit – siehe unser Thema 12/99) will ich noch einmal gegen das Mißverständnis anschreiben: Wir haben nicht gemeint, einander verkitschte Folklore zu präsentieren und das, was wir von den Chinesen bereits kennen (Drachentanz und Shaolinmönche und Akrobatik) und die Chinesen von uns mögen (Radetzkymarsch und Donauwalzer und Wiener Sängerknaben). Nur keine/n der ZuseherInnen anstrengen: Das beim breiten Publikum Bekannteste, Beliebteste, Unwidersprochenste zu einem Einheits-Programm-Brei: hochkarätige KärtnerliedsängerInnen, die auf der Großen Mauer „Edelweiß“ aus dem Sound-of-Music-Musical anstimmen, neben volksdümmlicher Hmmtata-Darbietung neben Balletteinlagen, auf chinesischer Seite detto. Das muß doch reingehen!
Nur niemanden aus Klischees über die andere Kultur mit neuen Tönen und Gedanken herauslocken! Nur keine Beschäftigung und Auseinandersetzung auch mit dem schwerer verständlichen Kunstschaffen, mit Werten und Verhaltensweisen eines anderen Volkes. Nur keine Fremdheit zu- und auch stehenlassen. Spaß heißt Gaudi und Verbrüderung um jeden Preis.
Trotz der brutal aufgesetzten „Wir-haben-uns-ja-alle-so-lieb-Stimmung“ war Wertschätzung des anderen nicht zu spüren. (Moik: „Es ist ja ganz nett hier in der Verbotenen Stadt, aber etwas hat noch gefehlt, und deshalb haben die österreichischen Gärtner sich ins Zeug geworfen und Tausende Kilogramm Blumen herfliegen lassen für diesen wunderschönen Blumenschmuck.“ – oder so ähnlich. Ich habe nicht mitgeschrieben.)
Offensichtlich war auch das Benutzen des anderen für eigene Interessen. (Ein Film über die Schönheiten Chinas begann mit einer Großaufnahme des Potala-Palastes in Tibet.) Vermittelt wurde auch: Das Fremde muß exotisch sein und bleiben. (Um „ni hao“ – Guten Tag – zu sagen, muß Moik einen Zettel zücken. Eine Österreicherin, die einen Satz auf Chinesisch von sich gibt, liest ihn sichtbar von einer Tafel. Und Moik dazu zur chinesischen Moderatorin: „Da schaust, gell!“)
Ich weiß – der Musikantenstadl folgt eigenen Gesetzen und Zielen. Fairerweise sollte man aber außen draufschreiben, was drin ist: Kein Austausch zwischen Kulturen.
PS: Wir wünschen allen LeserInnen und Lesern ein friedliches Weihnachtsfest und viel Glück im neuen Jahr. Das nächste SÜDWIND-Magazin erscheint als Doppelausgabe Ende Jänner.
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