Das Ende einer schönen Idee

Von Redaktion · · 2002/05

Die widrige Zeit zwingt eine selbstverwaltete Szene-Druckerei in Wien, die Pforten zu schließen.

Selbstverwaltung ist nicht zeitgemäß, heißt es immer wieder, doch dass es gerade der Zeitgeist ist, der einem selbstverwalteten Unternehmen die Luft abdreht, zeigt sich derzeit wieder aufs Neue. Nach 22 Jahren muss die „Brücke“, die im Laufe der Zeit vielen Gruppen aus der alternativen, entwicklungspolitischen, frauenbewegten und „linken“ Szene eine Art drucktechnische Heimat wurde, den Betrieb einstellen. Es waren bestimmte Maßnahmen der blau-schwarzen Regierung wie die radikale Erhöhung des Postzeitungsversands, Streichung der Publizistikförderung für missliebige Gruppen, Kürzung von Subventionen u.ä., die der „Brücke“ schließlich den Todesstoß versetzten. „Nachdem letztes Jahr die Bilanz von 2000 auf dem Tisch lag, fassten wir den Beschluss, den Betrieb zu liquidieren“, erzählt Eva Geber, Geschäftsführerin der „Brücke“ und langjährige Frauenaktivistin.

Die besten Zeiten waren die Anfangszeiten, erinnert sie sich, unter Kreisky und auch noch unter Sinowatz. Mit der Koalitionsregierung und dem Außenminister Alois Mock kam dann die Wende. Der Anteil der entwicklungspolitischen Gruppen am Umsatz, der damals ein Drittel betrug, ging schlagartig zurück. Mit der derzeitigen Regierung kam dann das große Zeitungssterben – von den 40 Periodika, die im Keller in der Wipplingerstraße gedruckt wurden, blieb gerade die Hälfte übrig. Und die überlebenden Organisationen müssen bei den Druckausgaben sparen. Die sechs Mio. Schilling Jahresumsatz der besten Zeiten sind nach zwei Jahrzehnten auf vier Mio. gesunken, in absoluten Zahlen.
Mit Ende Juni ist es endgültig aus. Stammkunden werden in drucktechnischen Angelegenheiten noch weiterbetreut.

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