Das Kompensations-Dilemma

Von Redaktion · · 2017/05

Was CO2-Kompensation bisher brachte, und wie andere konkrete Lösungsansätze aussehen könnten.

Frank Hermann und Irmgard Kirchner

27,7 Millionen Fluggäste meldeten allein österreichische Flughäfen 2016. Etwa die Hälfte der Flüge weltweit findet zum Vergnügen statt. Bereits jetzt beträgt der Anteil des Flugverkehrs an den globalen CO2-Emissionen rund fünf Prozent. Bleibt es bei den gegenwärtigen Zuwachsraten, wird der Anteil bis 2050 auf 22 Prozent ansteigen, so eine Studie für das Europäische Parlament.

Bei der sogenannten CO2-Kompensation wird der Preis des CO2-Ausstoßes der Reise mithilfe eines Klimarechners ermittelt und der Geldbetrag (Richtwert ca. 20-23 Euro pro Tonne CO2) an einen Kompensationsdienstleister überwiesen. Das Unternehmen investiert das Geld in Klimaschutzprojekte – vorwiegend in Ländern des globalen Südens.

Die CO2-Kompensation ist freiwillig. Meist sind es Unternehmen und Organisationen, die ihre Emissionen für Geschäftsreisen ausgleichen. Umfragen zu Folge nutzen lediglich sieben Prozent befragter Privatpersonen die Möglichkeit, und nur 17 Prozent haben dies in der Zukunft vor.

Österreich. Auch hierzulande dürfte CO2-Kompensation bei Flugreisen ein Minderheitenprogramm sein. Beim deutschen Kompensationsanbieter Atmosfair sind keine Zahlen für Österreich ausgewiesen. Über die Schweizer Firma Myclimate mit Partner in Österreich wurden in den vergangenen zehn Jahren etwa 1.000 Tonnen CO2 von hiesigen KundInnen abgegolten.

Als einzige österreichische Fluglinie bieten die Austrian Airlines bei der Online- Flugbuchung die Möglichkeit zur CO2-Kompensation beim Anbieter Climate Austria an. Diese Möglichkeit nehmen pro Jahr etwa 3.500 Einzelpersonen wahr, dazu kommen rund 1.500 Flüge von Firmenkunden.

Climate Austria ist 2008 in Kooperation von AUA, Flughafen Wien und dem Umweltministerium entstanden. Das operative Management liegt bei Kommunalkredit Public Consulting.

Kritik. Laut KritikerInnen berechnet Climate Austria die Klima-Auswirkungen von Flugreisen als zu gering: Ein Flug von Wien nach Kathmandu und zurück etwa verursache laut Climate Austria 1,609 Tonnen CO2 (40,23 Euro Kompensation). Atmosfair, Mitbewerber auf dem CO2-Kompensationsmarkt aus Deutschland, kommt auf eine Klimawirkung von 3,678 Tonnen CO2 und 85 Euro Kompensation.

Greenwashing. Generell streiten ExpertInnen über die Wirksamkeit von Kompensationen. Fluggesellschaften rechnen die Emissionen klein. UmweltschützerInnen lehnen die freiwillige Kompensation immer noch als modernen Ablasshandel ab.

Konkretere Lösungsansätze wären: Flüge vermeiden, Emissionen reduzieren, z.B. in dem man auf Fluglinien mit modernen Maschinen und besserer Auslastung zurückgreift. Ein staatliches Gütesiegel würde die Markttransparenz und die Akzeptanz der freiwilligen Kompensation erhöhen. Zudem sinnvoll wäre eine internationale CO2-Steuer auf Flüge und Schifffahrten oder ein funktionierender internationaler Emissionshandel, der alle VerschmutzerInnen gleichermaßen einbezieht.

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