Als die Planungen für das Festival in Österreich begannen, stand es noch unter dem Zeichen der Beteiligung von Augusto Boal. 2009 hätte das Jahr sein sollen, in dem er seine letzten großen Reisen absolvieren wollte, vor seinem verdienten Ruhestand. Österreich hatte die Ehre seiner Zusage als einer seiner letzten Reiseprogrammpunkte. Es ist anders gekommen. Nun wird es ein Festival in memoriam Augusto Boal (siehe SWM 6/09).
Mit knapp eineinhalb Jahren Vorlaufzeit wird vom 21. Oktober bis zum 1. November in verschiedenen Bundesländern und schlussendlich in Graz ein Weltforumtheaterfestival unter Beteiligung nicht nur der größten, sondern auch der kleinsten nationalen und internationalen Gruppen des Theaters der Unterdrückten über die Bühnen gehen. Ein achtköpfiges Vorbereitungskomitee mit Unterstützung von vielen regional aktiven Ehrenamtlichen wagte sich an das Unternehmen, weltweit einzuladen und eine in dieser Größenordnung in Österreich bisher einmalige Schau von Forumtheatergruppen zu organisieren.
Anfangs noch um einiges größer geplant – es war beabsichtigt, Gruppen aus allen Kontinenten in ganz Österreich auftreten zu lassen -, stellte sich die Finanzierung des Großevents mehr als herausfordernd dar. Der beharrlichen Ausdauer und Geduld der OrganisatorInnen ist es zu verdanken, dass nach einigen Abstrichen und Krisen doch ein mehr als ansehnliches Programm entstanden ist.
Österreich ist eines der ältesten „Forumtheaterländer“. Augusto Boal war bereits 1982 in Villach in Kärnten beim 5. Weltkongress „Drama in Education“ zu Gast, damals gemeinsam mit dem widerständigen Pädagogen Ivan Illich. Es hat als eines von wenigen Ländern ein nationales Netzwerk aufgebaut, die Arge-Forumtheater, mit einer großen Anzahl von alten und neuen Gruppen. PraktikerInnen arbeiten in verschiedenen Kontexten, sei es schulisch, kommunalpolitisch, migrationsthematisch oder in freier Szene, oft gemeinsam mit ExpertInnen aus anderen Berufsfeldern, um Projekte zu sozialer Veränderung durchzuführen.
Die ältesten Forumtheatergruppen im Land sind Wiegl und das Kollektivtheater, zu den jüngsten zählen die AFTG und Mundwerk aus Wien sowie Reset aus Braunau.
Neben den großen und bekannten Gruppen, die auftreten werden, wie z.B. CTO-Rio und Jana Sanskriti (siehe SWM 10/08) finden sich auch kleinere wie Feminisme Enjeux und GTO Paris, die als theatrale Kostbarkeiten auf sich freuen lassen. Boal lebt weiter.
Das
Welttheaterfestival läuft ab dem
21. Oktober bis zum 1. November an verschiedenen Orten in
Wien, Salzburg, Tirol, Ober- und Niederösterreich mit einer Vielzahl von Theateraufführungen, Workshops und Diskussionen, Vorträgen und Begegnungen.
Mit dabei sind Julian, der Sohn von Augusto Boal, AktivistInnen aus Indien, Brasilien und vielen anderen Ländern.
Das genaue Programm, Anmeldungen und Reservierungen auf
www.weltforumtheaterfestival.at