„Fortschritt“ und „Entwicklung“ sind heute umstrittene Begriffe. Aber niemand im Dorf Sabtenga würde wieder so leben wollen wie 1985. Einst und jetzt, ein Vergleich von NI-Redakteur Chris Brazier.
Segensreiche Pumpen
Eine der wichtigsten Aussagen unseres Films von 1985 war, dass die Frauen viel zu schwer arbeiteten – und das Wasserholen spielte dabei eine wesentliche Rolle. Wasser zum Trinken, Waschen und Kochen musste händisch geschöpft und über lange Strecken von einer der wenigen verlässlichen Wasserstellen hergeholt werden, was jeden Tag Stunden in Anspruch nahm.
Das änderte sich jedoch 2002. Ein gemeinsames Programm der Regierung von Burkina Faso und einer deutschen NGO bot allen Familien in Sabtenga die Möglichkeit, sich einen Pumpenbrunnen direkt neben ihrer Concession anlegen zu lassen (Bild links). Das Problem dabei war, dass sie einen Kostenbeitrag von 270 US-Dollar leisten mussten, ein enormer Betrag für eine Familie, die von Subsistenzlandwirtschaft lebte, und für die Instandhaltung selbst aufzukommen hatten. Viele Familien konnten sich das nicht leisten. Doch auch sie profitierten von dem Programm, denn es gibt mittlerweile genug Brunnen im Dorf, die sie gegen ein relativ geringes Entgelt mitbenutzen können.
Grund zur Sorge ist heute jedoch, dass der Grundwasserspiegel stetig sinkt und die Pumpen in der Trockenzeit bald nicht mehr funktionieren werden. Die Installation leistungsfähigerer Pumpen, die auch größere Höhenunterschiede überwinden können, kommt sehr teuer, und derzeit gibt es davon erst drei im Dorf.
Mobiltelefone
2005 war ich erstaunt, dass es bereits einige Mobiltelefone im Dorf gab. Ousmane, der in der Apotheke arbeitet, gehörte zu den ersten, die sich ein Handy zulegten (siehe Foto im Beitrag "Das Dorf der Erkenntnis"). Mobiltelefone haben ganz Afrika mit Windeseile erobert, und so ist es auch keine Überraschung, dass sie heute im Dorf fast ebenso verbreitet sind wie im Westen. Genutzt werden sie allerdings nur für Textnachrichten und für Sprachtelefonie, nicht als Computer. Für Menschen, deren Familienangehörige im Ausland arbeiten, sind sie dennoch ungemein wertvoll, da sie ansonsten nicht in der Lage wären, mit ihnen in Verbindung zu bleiben.
Es gibt nun sogar einen Mobilfunkmast mitten im Dorf, in der Nähe des Gesundheitszentrums.
Die Ankunft des elektrischen Lichts
Doch die wichtigste Veränderung von 2016 war, dass zumindest einige Teile des Dorfes nun an das Stromnetz angeschlossen sind.
Darauf hatte ich kaum zu hoffen gewagt, aber hinter dem Eselkarren auf dem Foto links sind die verräterischen Anzeichen zu erkennen – Leitungsmasten und sogar Fernsehantennen, die aus einigen der Gehöfte ragen. Zwar sind bisher nur wenige Haushalte angeschlossen, da Stromzähler Mangelware sind. Aber erstmals sind diese Familien in der Lage, Nahrungsmittel in der brütenden Hitze kühl zu halten, und ihre Kinder können auch abends lesen oder Hausarbeiten erledigen.
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