Hg. von Ulrich Brand, übersetzt von Stefan Armborst, Verlag Assoziation A,
Berlin 2003, 224 Seiten, € 14,-
Das Colectivo Situaciones, ein Zusammenschluss von politischen AktivistInnen mit akademischem Hintergrund, hat die Herausforderung angenommen und seinen Beitrag zum Thema Krise in Argentinien geleistet.
Sein eben erschienenes Buch liefert einen tiefen Einblick in die breit gefächerte Widerstandsbewegung in diesem südamerikanischen Land nach dem Aufstand vom Dezember 2001, über die sehr unterschiedlichen Initiativen, von den Piqueteros der Arbeitslosenbewegung über die Nachbarschaftsvereinigungen und verschiedenen Gewerkschaften bis hin zu den Tauschringen, Fabriksbesetzungs-Initiativen, Menschenrechtsorganisationen usw.
In 18 Kurzbeiträgen wird auf die verschiedenen Initiativen eingegangen, werden diese aus der Sicht Argentiniens erklärt. So bekommen zum Beispiel die BewohnerInnen von Buenos Aires eine Stimme, um Geschehnisse wie die Plünderungen im Stadtgürtel um die Hauptstadt zu erklären.
Durch zahlreiche bewegende Erlebnisberichte lässt sich die Verwirrung erahnen, die sich in diesen Dezembertagen abgespielt haben muss. Sie beeindrucken durchwegs durch die Offenheit der Darstellung.
Es mangelt aber auch nicht an Theorie: tief gehende Analysen über den Teufelskreis der neoliberalen Herrschaft in Argentinien, die kriminellen Privatisierungen und die Korruption, die Repräsentationskrise und die Verachtung der Politik finden sich ebenfalls.
Für den Leser, die Leserin, ergibt sich so eine Fülle von Informationen und Analysen und Anekdoten, die zum Nachdenken anregen und ein genaues Bild der komplexen argentinischen Situation zeichnen.