In der Arktis könnten sich 25% der noch unentdeckten Öl- und Gasvorkommen der Welt befinden.
Lagerstätten mit insgesamt 240 Milliarden Barrel Öläquivalent (Öl, Gas und sonstige Kohlenwasserstoffe) werden bereits ausgebeutet.
Weitere bisher unentdeckte Lagerstätten in der Region beinhalten wahrscheinlich mehr als 400 Mrd. Barrel Öläquivalent (davon 90 Mrd. Barrel Öl und 47,26 Billionen Kubikmeter Erdgas). *)
Durch einzigartige geologische Abläufe, Vulkanismus, tektonische Brüche und Gletscher sind außerdem wertvolle Lagerstätten anderer Bodenschätze entstanden, darunter Zink, Kupfer, Nickel, Blei, Titan, Uran, Diamanten und Gold.
Klimawandel und Rohstoffförderung
Temperaturen unter -50° Celsius, mächtige Eisschichten und Permafrostböden machten die Öl- und Gasexploration in der Arktis lange unrentabel. Mit der Erderwärmung ändert sich das – und mit neuen seismischen Techniken zur Lokalisierung der Lagerstätten, modernen Bohrverfahren und stärkeren Stahlschiffen und Bohranlagen. Die Erderwärmung sorgt aber auch für mehr Eisberge, was die Gefahr von Ölunfällen erhöht.
Mit Bohrtechniken wie dem Richtungsbohren kann man Eis, Permafrostböden und geologische Hindernisse umgehen, indem man die Bohrung zuerst anderswo in die Tiefe und erst dann in Richtung Lagerstätte vorantreibt, wobei Winkel bis zu 270° möglich sind.
Das norwegische Ölunternehmen StatoilHydro entwickelt einen (Eis brechenden) Arktis-Tanker mit einer Ladekapazität von 600.000 Barrel (heutige Arktis-Tanker fassen bis zu 120.000 Barrel). Russland arbeitet an Bohranlagen, denen Eisschollen nichts anhaben können.
Zu den Unternehmen, die in der Region explorieren, gehören neben staatlichen russischen Unternehmen Shell, Chevron, BP, Total, ConocoPhillips, Syncrude Canada, StatoilHydro, Norsk Hydro und ExxonMobil.
Aktuelle und zukünftige Öl- und Gasprojekte
Das Shtokman-Feld
Eines der größten Erdgasvorkommen der Welt in der russischen Barentssee. Die Förderung soll 2010 beginnen, mit Anlagen zur Unterwasserförderung und schwimmenden Bohrplattformen, die Eisbergen ausweichen können.
Grönland
Bisher wurden vor Grönland nur sechs Offshore-Bohrungen niedergebracht. Die Ölförderung befindet sich in einem sehr frühen Stadium, aber das schottische Unternehmen Cairn Energy hat sich Offshore-Explorationsrechte für eine Fläche von 52.000 km2 gesichert.
Snøhvit-Gasfelder
Ein 21 Bohrungen umfassendes Projekt von StaoilHydro in der Barentssee nördlich von Norwegen. Erdgas wird vom Meerboden ins nahegelegene Melkøya gepumpt, wo es abgekühlt und als Flüssiggas weitertransportiert wird. Die Gasförderung könnte noch weitere 40 Jahre wirtschaftlich bleiben.
Tschuktschensee und Beaufortsee
Das US Minerals Management Service hat 2008 um 3,4 Mrd. US-Dollar Explorationsrechte für eine Fläche von 29 Millionen Acre (ca. 117.000 km2) im Tschuktschenschelf nördlich von Alaska verkauft. Bisher wurden fünf Explorationsbohrungen niedergebracht, aber Öl dürfte dort erst in 10 bis 15 Jahren gefördert werden.
Recherche von NI-Autor Adam Green.
Copyright New Internationalist
*) US Geological Survey, „Circum-Arctic Resource Appraisal: Estimates of Undiscovered Oil and Gas North of the Arctic Circle“, 2008