Film
DVD, 54 Min, Euro 15,-
Verbrechen! Und das im Namen des Klimaschutzes! Der neue Dokumentarfilm des Naturschützers Ulrich Eichelmann ist eine Anklage. Die mutmaßlichen Kriminellen in „Climate Crimes“ sind dabei nicht die Atom-Lobby oder ein internationaler Öl-Konzern. Eichelmann geht es um jene Initiativen, die sich hinter einem (vermeintlichen) „grünen“ Konzept verstecken: Allen voran Staudamm-Projekte und Bio-Sprit-Landwirtschaften, die unter dem Begriff Erneuerbare Energie laufen. Und in Wahrheit, so eine zentrale Aussage des Films, gleich viel oder gar mehr Schaden anrichten als jene Ansätze, die nichts versprechen.
Anhand der Beispiele der Megastaudammprojekte Belo Monte in Brasilien und Ilisu in der Türkei sowie Bio-Gas-Anlagen in Nord-Deutschland zeigt „Climate Crimes“, was diese Formen der Energie-Gewinnung anrichten können. So gefährdet der Bau des Staudammes Belo Monte die einzigartige Pflanzen- und Tierwelt des Rio Xingu, eines Nebenflusses des Amazonas. Indigene sollen umgesiedelt werden. Und wofür das Ganze? Eichelmann weist auf Balbina, ein bestehendes Kraftwerk in Amazonien hin, für das 230.000 Hektar Urwald unter Wasser gesetzt wurden. In dem Gebiet wird seitdem Methan freigesetzt. Soviel, dass es 20-mal klimaschädlicher ist als ein Kohlekraftwerk mit gleicher Energieleistung.
Der Ilisu-Staudamm in der Türkei würde zudem nicht nur Natur zerstören, sondern auch menschliche Kulturleistung: die historische Stadtfestung Hasankeyf würde unter Wasser stehen; den Siedlungen der Marsch-AraberInnen im Irak, am Unterlauf des Tigris, ihre Grundlage entzogen werden. Und auch in Europa gibt es Climate Crimes: Der Anbau von Bio-Mais im deutschen Brandenburg etwa nimmt gewaltige Ausmaße an. Dadurch zerstört er die regionale Artenvielfalt und setzt Milchbäuerinnen und -bauern unter Druck.
„Green economy“ und die damit einhergehende Forcierung von erneuerbarer Energie sind in aller Munde. Eichelmanns aufrüttelnder Film widmet sich in anspruchsvoller Weise einem brandaktuellen Thema. Der eine oder andere Fingerzeig weniger im Film selbst hätte es dabei auch getan. Die Botschaft kommt in jedem Fall an.
Richard Solder
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