Lateinamerikanerinnen zwischen Alter und Neuer Welt
Promedia Verlag, Wien 2004, EUR 15,90
„Nichts ähnelt einem rechten Macho mehr als ein linker Macho“ haben die Frauen von „Mujeres Creando“ an eine Hauswand in Bolivien geschrieben. Die Organisation „Mujeres Creando“ ist nur ein Beispiel für die vielseitigen Formen des feministischen Aktivismus in Lateinamerika, dem sich das Buch widmet.
Die Autorinnen, Sozialwissenschafterinnen und Feministinnen aus Lateinamerika und Österreich, setzen sich in knapp 20 Beiträgen mit der Lage lateinamerikanischer Frauen in Zeiten von Globalisierung und Neoliberalismus auseinander. Ihre jeweiligen Blicke richten sich auf die unterschiedlichsten Regionen und Realitäten; die Bandbreite der Themen reicht von der Gewalt gegen Frauen an der Grenze zwischen Mexiko und den USA bis hin zum Kampf der dominiko-haitianischen Frauen um soziale und rechtliche Anerkennung. Besondere Aufmerksamkeit wird frauenspezifischen Arbeitsfeldern wie Hausarbeit, Sexarbeit oder Arbeit in der Blumenindustrie geschenkt, aber auch Ursachen und Auswirkungen weiblicher Migration werden einer genaueren Betrachtung unterzogen.
Dabei thematisieren die Autorinnen unter anderem die unterschiedlichen, oft äußerst prekären Situationen lateinamerikanischen Migrantinnen in Österreich sowie die rassistischen Stereotype, mit denen ihnen begegnet wird. Die Beschäftigung mit verschiedenen Solidaritätsgruppen und –initiativen in Österreich bildet den Abschluss des Buches.
Alle Beiträge verbindet, dass sie mit Vorurteilen über die unterdrückten, passiven Frauen in der lateinamerikanischen Macho-Kultur aufräumen und die kreativen, breiten Widerstandsformen aufzeigen, mit Hilfe derer Frauen tagtäglich die Realität Lateinamerikas verändern.
Die Heterogenität an Themen und Stimmen sowie die Verbindung von Theorie und Praxis machen das Buch zu einer lebendigen und spannenden Lektüre, die, ohne Schönfärberei zu betreiben, eindeutig zu Optimismus Anlass gibt.