Christine Scholten

Von Redaktion · · 2017/09

Menschen, die bewegen

Mit Ihrem Verein „Nachbarinnen“ unterstützen Sie Familien bei der Integration. Was ist das beste Instrument, um Integration zu fördern?

Die Möglichkeit, eigene Ziele haben zu dürfen, sie formulieren und verfolgen zu können und zu wissen, dass man sie auch erreichen kann.

Stichwort Integration: Was frustriert Sie?

Viele Menschen, die hierher kommen, habe Entsetzliches auf der Flucht erlebt, oder sie sind wegen absoluter Hoffnungslosigkeit aus ihrer Heimat zu uns gezogen. Dennoch verfügen sie über Enthusiasmus und Energie. Viele verlieren das aber, wenn ihnen hier die Perspektiven fehlen.

Was verbindet die Frauen, die im Nachbarinnen-Projekt arbeiten?

Uns, das Team, verbindet alle der unbedingte Wille, unsere Erfahrungen und das Glück, das wir mit unserem eigenen Leben haben, zu teilen.

Christine Scholten, 54, aus Wien, arbeitete bis vor einem Jahr als Internistin in ihrer eigenen Kassenpraxis für Kardiologie im 10. Wiener Gemeindebezirk. Nun widmet sie ihre Zeit dem Verein „Nachbarinnen“, den sie vor fünf Jahren gemeinsam mit der Sozialarbeiterin Renate Schnee gegründet hat. Der Verein bildete Frauen, die u.a. aus Somalia, Sudan, Tschetschenien, der Türkei oder Afghanistan nach Österreich gekommen waren, zu Sozialarbeiterinnen aus. Die Frauen können so Familien aus ihren eigenen Communitys bei der Integration unterstützen.

www.nachbarinnen.at

Wann haben Sie zum letzten Mal so richtig herzhaft gelacht?

Beim Blödeln mit meinen Kindern und meinem Mann.

Was macht Ihnen Angst?

Gewalt, selbstzentrierte Egomanie – zum Beispiel in Person von Donald Trump – und Hoffnungslosigkeit. Wobei Hoffnungslosigkeit mich auch anstachelt, diese umzukehren und neue Wege zu finden.

Wer kann die Welt verbessern?

Jede und jeder. Die einen haben Zeit, um sich zu engagieren und die, die glauben keine Zeit zu haben, verfügen meistens über Geld, mit dem sie andere unterstützen könnten.

Gute Taten sind selten ein Akt der reinen Selbstlosigkeit, sondern oft auch aus egoistischen Gründen motiviert. Man bekommt so viel zurück. Aber solange man damit auch anderen etwas Gutes tut, finde ich das nicht schlimm.

Wie wird die Welt zu einem besseren Ort?

Indem wir denjenigen, denen die Freiheit, ihre Ziele zu verfolgen genommen wurde, das wieder ermöglichen. Nicht mit Wohltätigkeit, sondern mit Empowerment, indem wir Menschen die Chancen zurückgeben, selbst stark zu sein.    cs

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