Afghanische Frauen kämpfen um ihre Zukunft.
Droemer Verlag, München 2002, 257 Seiten, € 19,90.
Eine Frau kauert zusammengekrümmt am Boden, eingehüllt in ihre Burka, dahinter ein Mann, der den Gewehrlauf auf ihren Hinterkopf richtet: in Kabul wird eine Frau öffentlich erschossen. Ein anderes Bild zeigt einen Taliban, der mit einem Stock auf eine verhüllte Frau einschlägt. Ihr Vergehen: Sie hatte die Burka zu kurz angelegt. „Wut“ ist noch milde ausgedrückt für jenes Gefühl, das beim Betrachten der Bilder in der Buchmitte aufkommt.
Bei all der Gewalt und Unterdrückung, die die Regimes in Afghanistan (darunter die Taliban) den Frauen entgegenbrachten, konnte aber nicht allen Frauen der Wille gebrochen werden. Engagierte und trotz allem lebensbejahende Frauen taten sich zusammen und gründeten im Jahre 1977 RAWA (Revolutionary Association of the Women of Afghanistan). RAWAs Basis bestand großteils aus Analphabetinnen und aus mittellosen Flüchtlingsfrauen. Sie vernetzten sich mit westlichen Feministinnen und MitarbeiterInnen von Hilfsorganisationen und machten so weltweit auf sich aufmerksam.
Islamische Frauen lassen sich oft nicht gerne von Ausländerinnen helfen, und Feministinnen verschmähen gerne die Hilfe von Männern. RAWA sieht dies anders. Ihre Belange gehen jeden demokratisch gesinnten globalen Menschen etwas an, meinen sie. „Die Website der unterdrücktesten Frauen dieser Welt heißt Sie willkommen“ begrüßt www.rawa.org die internationalen BesucherInnen. Die Burka, das Symbol für Unterdrückung, wurde für die Frauen ein bedeutendes Instrument für den Widerstand, so wurden z. B. Kameras und Schriften unter der Burka geschmuggelt.
Cheryl Benard und Edit Schlaffer zeichnen den Weg der ersten Widerstandskämpferinnen nach und beschreiben, wie daraus eine internationale Kampagne wurde. Afghanische Frauen beschreiben ihr Schicksal, die Kontaktaufnahme mit RAWA und ihre individuellen Gründe für den Widerstand.
Ein packendes Buch. Wut auf ein Regime, das die Geschlechter-Apartheid einführte, das Frauen zerstörte, um sie beherrschen zu können, wechselt sich beim Lesen ab mit Ehrfurcht vor mutigen Frauen, die sich nicht zerbrechen ließen, sondern unter Einsatz ihres Lebens um ihre Rechte kämpften und kämpfen.