Verlag Christoph Merian, 4 Bände im Schuber, 720 Seiten, zahlreiche Farbabbildungen, EUR 64,-
10. März 2005. Das Basler Zivilgericht entscheidet, den Schweizer Umweltaktivisten und Regenwaldschützer Bruno Manser amtlich für tot zu erklären. Fünf Jahre zuvor war er im Regenwald von Sarawak, wo er seit vielen Jahren für das Überleben der Penan, der UreinwohnerInnen dieses Gebietes in Borneo/Malaysia, gekämpft hatte, verschwunden. (Siehe SWM 3/01, 4/01 und 3/03.)
An einem sonnigen Tag im August 1954 im Basler Frauenspital geboren, zeigte sich im jungen Bruno schon sehr früh eine intensive Naturbeziehung – und mit zunehmendem Alter eine Abneigung gegenüber der Konsum- und Überdrussgesellschaft. In verschiedensten Kursen bringt er sich Schweißen, Maurern, Weben, Töpfern, Bienen züchten und Überlebenstechniken bei. 1984 zieht er mit Rucksack, Hängematte und Buschmesser los: „Auf der Suche nach meinen eigenen, verschütteten Wurzeln reiste ich nach Borneo.“ Und dort, unter dem vollnomadischen Volk der Penan, damals noch 12.000 Menschen, fand er eine neue Heimat, wurde zum „Laki Penan“, zum Penan-Mann, und lebte durchgehend bis 1990 mit ihnen. Manser wurde Zeuge der schrittweisen Zerstörung ihres Lebensraumes durch nationale und internationale Holzfirmen.
Um diesem kulturellen und auch physischen Mord an den Penan Einhalt zu gebieten, kehrt der Schweizer Penan-Mann 1990 in seine erste Heimat zurück und versucht nun, durch abenteuerliche und teilweise lebensgefährliche Aktionen – z.B. ein 60-tägiges Fasten vor dem Bundeshaus in Bern – das Augenmerk der Weltöffentlichkeit auf dieses Verbrechen zu lenken. Und besucht immer wieder „seine“ Penan. Im Geheimen, denn die malaysische Regierung hatte den Aufwiegler mittlerweile zum Staatsfeind erklärt.
1996 sind schon 70 Prozent des Penan-Urwaldes vernichtet. Im Februar 2000 bricht Manser wieder in Richtung Borneo auf, marschiert zu Fuß vom indonesischen Kalimantan nach Sarawak. Ein letztes Lebenszeichen am 23. Mai. Seither ist Manser spurlos verschollen. Mehrere Suchaktionen seiner Schweizer Freunde blieben ergebnislos. Es ist sehr wahrscheinlich, dass er nicht eines natürlichen Todes gestorben ist.
Die Edition seiner Tagebücher aus der Penan-Zeit 1984 bis 1990 durch den „Bruno-Manser-Fonds“ ist eine würdige Hommage an den unbeugsamen Regenwaldschützer. Manser hält von Anfang an seine Beobachtungen, Erkenntnisse und philosophischen Reflexionen schriftlich fest und zeichnet und koloriert mit großer Originaltreue die Umgebung, Tiere, Pflanzen und Menschen. Eine dem Untergang geweihte Welt erschließt sich uns – und bleibt durch Mansers Wirken wenigstens der Nachwelt erhalten.
Die vierbändige Edition der Tagebücher ist eine historische Leistung, ein phantastisches Werk – und sicherlich ein großartiges Geschenk.
Der Bruno-Manser-Fonds gibt auch eine Zeitschrift heraus, „Tong Tana“, die sich nach dem Vorbild des nunmehr für tot erklärten Schweizers für den Schutz der Regenwälder und der Waldvölker einsetzt (
info@bmf.ch,
www.bmf.ch, Tel. 004161/261 94 73).