Afrikanische Staaten machen mit Wirtschaftswachstum positive Schlagzeilen. Dabei wird ein ganzer Kontinent in eine Schublade gesteckt.
In Asien wird er oft gesichtet, in Europa immer seltener, dafür verdichten sich Berichte über sein Auftreten in Afrika: Der Tiger geht um! Die Metapher für Länder, die ökonomisch auf der Überholspur sind, ist besonders beliebt bei WirtschaftsredakteurInnen und AutorInnen. Dabei ist die Message oft: Solche Staaten sollen ein Umfeld schaffen, das möglichst viele Investoren anlockt. Besser heute als morgen! (Entwicklungs-)Hilfe braucht ein Tiger dabei nicht, er ist ein stolzes, starkes Tier.
Während etwa in Asien einzelne Staaten zu Tigern erklärt werden – siehe Singapur oder Südkorea –, muss sich ganz Afrika wie in vielen anderen Fällen mit einer Generalisierung begnügen: Mit „Der Schwarze Tiger“ betitelt etwa der Unternehmer Hans Stoisser sein Ende 2015 erschienenes Buch, in dem er Afrika auf dem Weg zum stärksten Wirtschaftsraum der Welt sieht.
Gilt den einen der Kontinent mit 54 Staaten und einer Fläche von 30,2 Millionen km² als Gebiet nicht enden wollender Krisen, sehen andere darin eine einzige Boomregion.
Dabei ist Afrika weder noch, weil es so vieles ist. Die afrikanischen Länder und Regionen sind so unterschiedlich, wir sollten versuchen, sie in dieser Diversität wahrzunehmen und darzustellen.
Keine Selbstläufer. Und was ist mit afrikanischen „Tigerstaaten“? Die muss man sich genauso gesondert ansehen: Ruanda, ein oft genanntes Beispiel aus Ostafrika etwa, machte u.a. eine rasante Entwicklung, weil die USA und Europa das Land lange stark unterstützt haben. 1994 hatte die Welt nur zugeschaut, als es in dem kleinen Land zum Genozid kam. Die Hilfe danach wird auch als Wiedergutmachungsversuch gesehen.
Mosambik wird ebenso häufig als ökonomische Erfolgsgeschichte präsentiert, zu Recht. Aber wir dürfen nicht vergessen, dass das südafrikanische Land einen 16 Jahre langen Bürgerkrieg erst Mitte der 1990er Jahre beendet hat. In den vergangenen Jahren flammten immer wieder neue Spannungen im Land auf – das letzte Mal erst Anfang dieses Jahres.
Für manche Staaten erscheint eine durchdachte, behutsame Entwicklung passender als ein marktliberales Überholmanöver. Gerade in Zeiten, in denen andere ehemalige „Boomländer“ gehörig straucheln, siehe Brasilien und China – beides wichtige Partner für viele afrikanische Staaten.
Und: Erdölfunde sind noch lange kein Garant für Entwicklung. Schon gar nicht in Zeiten eines niedrigen Weltmarktpreises. Es geht unter anderem darum, Wirtschaft auf mehrere Standbeine zu stellen. Und nie aus den Augen zu verlieren, dass möglichst viele Menschen eines Landes davon profitieren sollen, in Städten wie in ländlichen Gegenden.
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