Der Bic-Kugelschreiber galt vor vielen Jahren als Innovation: billig und ersetzbar. Jederzeit war – und ist bis heute – ein neuer zur Hand. Man gebraucht ihn und verliert ihn irgendwo oder wirft ihn weg. Gemeinsam mit dem Rasierer aus dem selben Hause wurde er zu dem Symbol für die Wegwerfgesellschaft. Heute müsste man in Euphorie verfallen, wenn er es noch wäre. Doch er wurde längst von technischen Geräten als Symbol abgelöst. So praktisch scheint das Leben mit kurzlebigen Wegwerfprodukten.
Na ja, neu ist mein Handy nicht mehr. Sieht schon ein wenig klobig aus, wenn die anderen lässig ihre Kamera-Computer-Handys neben meines auf den Tisch legen. Ich lasse mein altes dann rasch in der Tasche verschwinden.
Oder Mode: Schuhe mit wackeligem Absatz? Reparieren zahlt sich kaum aus, denn man sieht ihnen an, dass sie vom letzten Herbst sind. Man gönnt sich ja sonst nichts. Und wir haben uns ans Wegwerfen gewöhnt.
Vor einigen Jahren noch zeigte sich die Wegwerfgesellschaft einsichtig. Es gab Diskussionen über den unnötigen vermehrten Gebrauch von Plastikflaschen. Kosmetikfirmen wurden kritisiert, weil sie ihre Produkte mit mehrfachen Verpackungen schmücken und darüber noch sinnlose Werbegeschenke stülpen.
Heute wird die Wegwerfgesellschaft bestenfalls noch verwaltet. Die TV-Werbung lehrt uns, welche Art des Zusammenfaltens von Plastikflaschen die beste sei. Dass es wesentlich besser wäre, sie gar nicht zu verwenden, wird nicht mehr thematisiert. Die Lebensdauer von Produkten scheint gleichgültig. Die Kurzlebigkeit wird unhinterfragt hingenommen. Irgendjemand kümmert sich schon um den Müllberg. Wir haben uns ans Wegwerfen gewöhnt. Wir sehen nicht mehr hin. So nehmen wir auch nicht wahr, dass sich im Müll immer mehr originalverpackte Lebensmittel befinden und andere Menschen danach wühlen müssen. Die Wegwerfgesellschaft liegt so nah an jener des Wegschauens.
Daniela Ingruber arbeitet als Chefredakteurin des planet Zeitung für politische Ökologie und als Pressebetreuerin der Diagonale Festival des österreichischen Films.