Bier: Welt-Kultur-Gut

Von Brigitte Pilz · · 2001/07

Editorial: Hopfen und Malz aus der Redaktion

In der Redaktionssitzung hat man nicht schlecht gestaunt, als ich – und nicht einer der männlichen Kollegen – das Thema „Bier“ übernahm. Ich habe keine besondere Affinität zu Bier. Ab und zu trinke ich ein Glas oder auch zwei, wenn die Hitze groß ist und die Wanderung ausgiebig war. That’s it. Eine emotionale Beziehung zu einem Thema ist keine Voraussetzung dafür, es redaktionell sorgfältig zu betreuen. Trotzdem, beim Bier scheint es anders zu sein. Die Kolleginnen und Kollegen waren zumindest erheitert …

Interessant fand ich auch, dass im Laufe unserer Besprechungen jede und jeder Persönliches zum Thema beizusteuern hatte. Und deshalb lasse ich Sie, geschätzte Leserinnen und Leser, wieder einmal an Wissenswertem über unser Team teilhaben.

Verlagsleiter Pert Helm zum Beispiel hat vor vielen Jahren als damals noch unerfahrener Griechenland-Urlauber 20 Dosen Bier im Reisegepäck mitgeschleppt. Und während andere das gute und gut gekühlte lokale Bier genossen, büßte er seine Unwissenheit mit handwarmem Schlabbergesöff aus dem Kofferraum seines R4. Auf diese Erfahrung geht allerdings sein Wissen um das Kühlen von Dosen ohne Kühlschrank zurück. Wie er das macht, hat er nicht so genau erklärt.

Redakteur Werner Hörtner liebt Weißwein, im Moment vorzugsweise griechischen. Das musste er uns nicht mehr näher erklären.Unsere Chefredakteurin wollte im Zuge der Produktion dieses Themas unbedingt die so genannte „Kübelbrauerei“ ausprobieren, also das Erzeugen von Bier im eigenen Keller. Wir haben ihr davon abgeraten, weil sie im Monat Mai wahrlich Wichtigeres zu tun hatte. (Aufmerksame haben sicher bemerkt, dass sie nun mit Strach-Kirchner im Impressum steht.)

Unsere jüngste Redakteurin, Lydia Matzka, hat bei ihrem Umzug von Innsbruck nach Wien eine gewisse kulturelle Wandlung vollzogen. Sie kommt nicht zuletzt darin zum Ausdruck, dass sie nun lieber Heurige als Bierlokale aufsucht.

Kollege Robert Poth wiederum findet, man kann in den Szenelokalen, die er besucht, am ehesten Bier trinken. Es ist billiger als wirklich guter Wein, und – was er als ungehörig empfindet – eine Halbe Bier ist günstiger zu haben als ein Viertel Apfelsaft auf einen halben Liter aufgespritzt.

Mit Herausgebervertreter Martin Jäggle über Bier zu reden, hat keinen Sinn, bei ihm ist – aber nur diesbezüglich – Hopfen und Malz verloren. Trotzdem Prost!


Aus dem Gilgamesch-Epos

Enkidu weiß nicht wie man Brot isst,
versteht es nicht, Bier zu trinken.
Da tat die Dirne ihren Mund auf
und sprach zu Enkidu
„Iss das Brot, Enkidu, das ist das Leben
und trinke Bier, wie es Brauch ist im Lande.“
Enkidu aß das Brot, bis er satt war
und trank Bier, sieben Krüge voll.
Da entspannte sich sein Inneres
und sein Herz frohlockte,
sein Antlitz strahlte und er wurde heiter.
Er wusch sich den zottigen Leib
und salbte sich mit Öl
und ward ein Mensch.

Das Gilgamesch-Epos, Ende des 2. Jahrtausends vor Christus entstanden, ist das bedeutendste Werk der babylonischen Literatur. In diesem Epos wird Enkidu, ein affenartiges Wesen zwischen Tier und Mensch, das auf der Steppe mit den Gazellen grast, als Diener des Königs Gilgamesch auserkoren. Eine Dirne wird beauftragt, Enkidu mit den Grundsätzen des zivilisierten Lebens vertraut zu machen.

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