Fakten

Von Redaktion · · 2009/11

Bienen gibt es praktisch überall auf der Welt, von der arktischen Tundra bis zu den Gipfeln des Himalaya. Rund drei Viertel der mehr als 240.000 blühenden Pflanzenarten können sich ohne Bienen nicht vermehren.

Bienen gibt es praktisch überall auf der Welt, von der arktischen Tundra bis zu den Gipfeln des Himalaya. Rund drei Viertel der mehr als 240.000 blühenden Pflanzenarten können sich ohne Bienen nicht vermehren.

  • Es gibt mehr als 20.000 Bienenarten, wobei die meisten solitär leben und nicht als Völker wie die Honigbienen. Ihre Größe reicht von tropischen stachellosen Bienen (1,5 mm) bis zur 40 mm langen Felsenbiene (Apis laboriosa, Kliffhonigbiene) in Asien.
  • Einige Arten: Mauerbiene, Blattschneiderbiene, Holzbiene, Maskenbiene, Blutbienen und Furchenbienen (Halictidae), Hummeln. (1)
  • Die meisten Bienen leben nicht in Stöcken. Ihre Nester bauen sie stattdessen in Grashügeln, Erdlöchern, unter Felsvorsprüngen, Bäumen und in morschem Holz. Die Food Connection Ein Drittel unserer Nahrung ist von einer Bestäubung durch Honigbienen abhängig.
  • 87 der 115 wichtigsten Nahrungspflanzen der Welt müssen bestäubt werden, um Früchte, Nüsse und Samen produzieren zu können. Ein Drittel des weltweiten Umsatzes mit Agrarprodukten – ca. 3.000 Mrd. US-Dollar – entfällt auf diese Pflanzen.
  • Diese Pflanzen liefern 35 Prozent der Kalorien und die meisten Vitamine, Mineralstoffe und Antioxidantien ("Radikalfänger") in unserer Ernährung. (2)
  • Sieben von neun Nahrungsmitteln, die mindestens die Hälfte des Vitamin C in unserer Ernährung liefern, müssen von Insekten bestäubt werden, darunter Orangen, Mandarinen, Paprika, Tomaten, Kohl, Melonen und Wassermelonen.
  • Äpfel, Mandeln, Avocados, Heidelbeeren und Cranberrys (Preiselbeeren) würde es ohne Bestäubung durch Insekten nicht geben.
  • Der wirtschaftliche Wert der Bestäubung durch Insekten wie Bienen belief sich 2005 weltweit auf mehr als 150 Mrd. Euro, schätzten französische und deutsche WissenschaftlerInnen. Das entspricht knapp einem Zehntel des Gesamtwertes der Weltnahrungsmittelproduktion. Müsste man die Pflanzen per Hand durch den Menschen bestäuben, wäre die Produktion durch den zusätzlichen Aufwand erheblich teurer – der Verlust könnte dann 190 bis 310 Milliarden Euro betragen.(3) Pflanzen, die von Bienen bestäubt werden (Auswahl) (4) Luzerne, Melone, Knoblauch, Birne, Apfel, Karotte, Kolabaum, Pfirsich, Mandel, Kaschubaum (Cashew), Lauch, Zwetschke, Artischocken, Karfiol, Litschibaum, Kürbis, Spargel, Sellerie, Macadamiabaum, Himbeere, Heidelbeere, Kirsche, Passionsblume (Maracuja), Sapote (Baumfrucht), Mango, Dille, Broccoli, Zitrone, Senf, Sonnenblume, Kohlsprossen, Muskatnussbaum, Mandarine, Kohl, Grünkohl, Melanzani, Zwiebel, Tee, Kakao, Fenchel, Wassermelone. Eine für alle Die Westliche Honigbiene (Apis mellifera, früher: Europäische Honigbiene) lebt in Bienenstöcken, die bis zu 50.000 Bienen beherbergen können. Königin: Die Bienenkönigin wird bis fünf Jahre alt und kann täglich soviel Eier legen, wie sie selbst wiegt – bis zu 2.000 Stück. Pro Volk gibt es nur eine Königin, die an ihrem langen Hinterleib und kurzen Flügeln leicht zu erkennen ist. Sie paart sich einmal in ihrem Leben – in der Luft – mit bis zu 30 Drohnen, die nach Abgabe ihres Spermas sterben. Arbeiterinnen: Die Arbeitsbienen sind Weibchen, deren Fruchtbarkeit durch Pheromone der Königin unterdrückt wird. Sie stellen mehr als 95% des Bienenvolkes. Sie leben etwa sechs Wochen lang und erledigen unterschiedliche Aufgaben: Pflege und Fütterung der Larven, Fütterung und Betreuung der Königin, Säuberung und Schutz des Stocks, Ausscheidung von Wachs für die Waben, Herstellung von Honig und Speicherung von Pollen. Nach der Hälfte ihrer Lebenszeit werden Arbeiterinnen Feldbienen, die Nektar und Pollen sammeln und auch Wasser in den Bienenstock bringen. Schließlich nutzen sich ihre Flügel ab und sie sterben an Übermüdung. Drohnen: Männchen, deren einzige Aufgabe darin besteht, sich mit der Königin zu paaren. Sie leben etwa sechs Wochen, haben keinen Giftstachel und werden in kleiner Zahl aus unbefruchteten Eiern produziert. Sie werden von den Arbeiterinnen gefüttert und betreut. Wenn es im Herbst kälter wird und das Futter knapp, werden die Drohnen aus dem Stock gedrängt oder von Arbeiterinnen totgestochen.  
    Tanzkünstlerinnen 1953 fand der österreichische Wissenschaftler Karl von Frisch heraus, dass Bienen miteinander kommunizieren können – indem sie tanzen. 1973 erhielt er für seine Forschungsarbeit den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin (gemeinsam mit Konrad Lorenz und Nikolaas Tinbergen). Der Rundtanz Mit dem Rundtanz wird über eine neue Futterstelle in einer Entfernung bis zu 100 Metern vom Bienenstock informiert. Eine Reihe kreisförmiger Bewegungen mit häufigen Richtungsänderungen, deren Frequenz mit der Qualität des Nektars zunimmt. Der an der Tänzerin haftende Blütenduft hilft den anderen Bienen, die Blüte zu identifizieren. Der Schwänzeltanz Tanzbewegungen auf einer senkrecht hängenden Wabe im Bienenkorb in Form einer Acht, die über den Ort einer Futterquelle und die Qualität von Nektar und Pollen in bis zu fünf Kilometer Entfernung informieren. Dabei entspricht der Winkel der geraden Strecke in der Mitte der Acht zur Senkrechten dem Winkel der angezeigten Flugrichtung zum aktuellen Stand der Sonne. Intensität des Schwänzelns und hochfrequente Summtöne informieren über die Qualität des Futters. Bei beiden Tänzen schüttet eine Drüse im Hinterleib der Biene ein Pheromon aus, das die Existenz einer neuen Futterstelle ankündigt. (1), (5), (6) Wie Honig erzeugt wird Bienen legen Honigvorräte an, um sich im Winter auch ohne Nektar und Pollen ernähren zu können.
  • Honig wird aus Nektar erzeugt, der im Honigmagen der Biene zum Stock gebracht wird. Der Nektar wird wieder und wieder erbrochen und von Biene zu Biene weitergegeben, bis der Wassergehalt durch die Verdunstung von 70% auf 30% gesunken ist.
  • Der Honig wird dann in Wachszellen gepumpt, wo viele Bienen mit den Flügeln fächeln, bis der Wassergehalt unter 20% absinkt. Die Zelle wird dann mit einem Deckel aus Bienenwachs verschlossen. Der Wassergehalt ist so niedrig, dass Bakterien darin kaum überleben können; Honig lässt sich daher bei Zimmertemperatur lagern, ohne zu verderben.
  • Um ein Pfund (453,59 Gramm) Honig zu erzeugen, müssen Bienen im Schnitt 88.500 km weit fliegen, das ist der zweifache Erdumfang.
  • Ein einziger Bienenstock kann in einem guten Jahr täglich ein Kilo Honig produzieren. (1) 500g Honig entsprechen ca. zehn Millionen Blüten. (7)
  • Rund 300.000 Tonnen Honig – ein Drittel der Weltproduktion – werden international gehandelt. China, Argentinien und Mexiko sind die größten Exporteure (zusammen 60% der Exporte); 70% der Exporte gehen in die EU, die USA und Japan.
  • Die Türkei ist mit 70.000 Tonnen pro Jahr nach China der größte Honigproduzent der Welt. In der Türkei gibt es 40.000 professionelle BienenzüchterInnen; 180.000 Familien leben von der Bienenzucht. (8) Worunter die Bienen leiden Colony Collapse Disorder (CCD) wurde erstmals in den USA im Frühjahr 2006 diagnostiziert. Die Hauptsymptome:
  • Alte Bienen verschwinden spurlos, weder im Stock noch in der Umgebung sind tote Bienen zu finden.
  • Einige junge Bienen, eingeschlossene Brut (Larven), Eier und gespeicherter Honig sind noch vorhanden.
  • Die Königin lebt, junge Bienen sind nicht aggressiv.
  • Abwesenheit üblicher Insektenschädlinge wie der Kleinen Beutenkäfer (Aethina tumida) und der Wachsmotten.
  • Bienen aus benachbarten Stöcken versuchen nicht, den verbleibenden Honig zu rauben. (10) Varroamilben – winzige Parasiten aus Sibirien, die sich heute über die ganze Welt ausgebreitet haben. Befallen Larven genauso wie erwachsene Bienen und verringern ihre Widerstandsfähigkeit gegen Virusinfektionen. Tracheenmilben (Acarapis woodi) – verbreiteten sich Anfang der 1980er Jahre weltweit; greifen das Atmungssystem erwachsener Bienen an und können ein ganzes Volk innerhalb eines Tages ausrotten. Nosema Ceranae – ein einzelliger Parasit der asiatischen Honigbiene, mittlerweile weltweit verbreitet. Attackiert den Verdauungstrakt der Bienen, die daraufhin verhungern. IAPV (Israel Acute Paralysis Virus) – 2004 in Israel entdeckt und in die USA eingeschleppt, verursacht bei Bienen paralytische Anfälle. Pestizide – der wahllose Einsatz von Agrochemikalien, auch durch die BienenzüchterInnen selbst, kann das relativ schwache Immunsystem der Bienen zusammenbrechen lassen. 575 Bienenstöcke auf einem Baum Auf einem riesigen Banyanbaum bei Bangalore wurden im Oktober 2008 575 Bienenstöcke gezählt – möglicherweise ein Weltrekord. Das Institute for Natural Resources Conservation, Education, Research and Training (INCERT) in Bangalore will die UNESCO dazu bringen, den Baum zu einem Weltnaturerbe zu erklären. (9) (1) Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Bienen (2) Holly Bishop, Robbing the Bees, Free Press 2005 (3) www.ufz.de/index.php?de=17177 (4) Nature's Partners: Pollinators, plants and you (www.nappc.org) (5) Candace Savage, Bees, Greystone Books 2008 (6) http://de.wikipedia.org/wiki/Westliche_Honigbiene; www.bienenwiki.de (7) Rowan Jacobsen, Fruitless Fall, Bloomsbury 2008 (8) FAO Non-Wood News Nr. 17, Juli 2008 (9) FAO/WHO Expert Committee on Food Additives (10 Colony Collapse Disorder Symptoms, Februar 1/09, www.beeculture.com; http://de.wikipedia.org/wiki/Colony_Collapse_Disorder Copyright New Internationalist Honig und Entwicklung Honig trägt zur Ernährung bei, wird als Medizin verwendet und kann verkauft werden. Die Imkerei ist nicht nur ökologisch, sondern speziell in armen Haushalten auch ökonomisch bedeutsam. In Entwicklungsprojekten rund um die Imkerei wird meistens mit der europäischen Honigbiene gearbeitet. Sie liefert bessere Erträge, ist jedoch weniger resistent gegen Krankheiten und meidet einige einheimische Pflanzenarten, die daher vom Aussterben bedroht sind. Die Österreichische Entwicklungszusammenarbeit (OEZA) unterstützt seit 1993 das in Nepal angesiedelte International Center for Integrated Mountain Development (ICIMOD) bei der Förderung der einheimischen Honigbiene Apis Cerana in der Himalaya-Hindukusch-Region. Apis Cerana ist wesentlich besser an die lokalen Gegebenheiten angepasst und trägt zum Erhalt der einheimischen Pflanzenvielfalt bei. Das ICIMOD Bienen-Projekt wird in Zusammenarbeit mit Basisgemeinschaften durchgeführt und trägt auch zur Schaffung ländlicher Einkommen bei. ki
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