Die ausbeuterischen Gesetze des Neoliberalismus bestimmen den Markt. Das System verlangt nach Rohstoffen und Arbeitskräften zu Schleuderpreisen.
Vom 17. bis 19. Mai dieses Jahres wurde in London die erste Welt-Kaffee-Konferenz abgehalten, ein Treffen aller VertreterInnen der führenden Kaffeemarken (Tschibo, Nestlé, Café de Colombia, Cafés do Brasil etc.). Die Nicht-Regierungsorganisation Oxfam kritisierte im Zuge der Konferenz die ungerechten Regeln des Marktes. Während Millionen KaffeebäuerInnen in den Ländern des Südens in extremer Armut leben, streichen die multinationalen Konzerne Rekordprofite ein. Der Weltkaffeepreis hat den tiefsten Stand seit 30 Jahren erreicht und ist um 40 Prozent niedriger als noch vor einem Jahr. Der zusätzliche Gewinn wird aber weder an die KonsumentInnen im Norden noch an die BäuerInnen im Süden weitergegeben. Im Gegenteil: Die KonsumentInnen im Norden zahlen die gewohnten Preise und die KaffeebäuerInnen verarmen immer mehr. Die Multis weisen ihre Verantwortung zurück und argumentieren mit einem übersättigten Markt, der den geringen Preis für Rohkaffee verursache.
Die Weltwirtschaft braucht Konsummärkte, die ständig wachsen, um der steigenden Produktion Absatz zu verschaffen. Die Gewinnspannen dürfen dabei aber keinesfalls sinken, so verlangt das System nach Rohstoffen und Arbeitskräften zu Schleuderpreisen.
Moderne Sklaverei ist das Thema der Covergeschichte in diesem Heft. Bilder vom Kindersklaven-Schiff Etireno, das vor der Küste Benins auftauchte, gingen um die Welt. Die Öffentlichkeit wurde auf die bestehende Sklaverei aufmerksam gemacht. Selbst der ORF strahlte Reportagen über den Sklavenhandel in Westafrika aus. Unter unmenschlichen Bedingungen schuften Kinder in Kakaooder Kaffeeplantagen. Die NGO Save the Children Fund in Mali schätzt, dass mindestens 15.000 Kinder im benachbarten Côte dIvoire auf Kakaoplantagen arbeiten. Viele von ihnen überleben die Sklaverei nicht.
Sollen wir nun keinen Kaffee mehr trinken und der Schokolade entsagen? Malis Save the Children Fund-Direktor Salia Kante diesbezüglich an die KonsumentInnen im Norden: Denkt darüber nach, was ihr einkauft. An vielen Produkten klebt Blut. Es nützt meiner Meinung nach nichts, mit Verboten zu argumentieren, aber sehr wohl müssen die KonsumentInnen hierzulande noch stärker über die Produktionsbedingungen im Süden aufgeklärt werden. Entscheiden müssen letztlich die KonsumentInnen selber.
Im Interview zum Thema Kleinwaffen in diesem Heft sagt Peter Lock den treffenden Satz: Globalisierung heißt, wir sind an den Kreisläufen beteiligt. Diese gelte es zu identifizieren, denn dann habe die Zivilgesellschaft Möglichkeiten, politische Forderungen zu erheben und selbst politisch aktiv zu werden.
Wenn die KonsumentInnen sich bewusst machen, dass ihr Kaufverhalten über faire und unfaire Arbeitsbedingungen entscheidet, dann können gezielt Veränderungen herbei geführt werden.
Der Bio-Boom in Österreich stimmt mich optimistisch. Fälle von BSE, Maulund Klauenseuche gab es auch früher, nur wurden sie vertuscht. Seit der massiven Aufklärung in den Medien, denken die Menschen um und greifen lieber zu Bioprodukten. Laut Kurier sind die Umsätze um fast ein Drittel gestiegen. So glaube ich, dass das Modell Fairer Handel Schule machen kann, und vielleicht gibt es doch irgendwann ein Umdenken getreu dem afrikanischem Sprichwort: Wenn alle helfen, den Himmel hoch zu halten, wird keiner müde.
Berichte aus aller Welt: Lesen Sie das Südwind-Magazin in Print und Online!
Mit einem Förder-Abo finanzieren Sie den ermäßigten Abo-Tarif und ermöglichen so den Zugang zum Südwind-Magazin für mehr Menschen.
Jedes Förder-Abo ist automatisch ein Kombi-Abo.
Mit einem Solidaritäts-Abo unterstützen Sie unabhängigen Qualitätsjournalismus!
Jedes Soli-Abo ist automatisch ein Kombi-Abo.