Bewegungen arbeitender Kinder

Von Peter Strack · · 2009/04

Es gibt sie vor allem in Lateinamerika, aber auch in fünf westafrikanischen Ländern und zwei Regionen Indiens. Das Verhältnis von Bewegungen arbeitender Kinder zur Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) und dem UN-Kinderhilfswerk UNICEF ist häufig angespannt. Zwar unterscheidet die ILO in ihrer Mindestalterkonvention Nr. 182 zwischen ausbeuterischer, schädlicher Arbeit (labour) und anderen Formen erlaubter Erwerbstätigkeit von über 12-jährigen. Doch in der Praxis bedurfte es zum Beispiel massiver Lobbyarbeit bolivianischer Kinder, damit im neuen Verfassungstext ihres Landes Kinderarbeit nicht generell untersagt wird. Stattdessen wird der soziale und bildende Charakter produktiver Tätigkeit von Kindern anerkannt, nur Ausbeutung und Zwangsarbeit sind verboten.

Mancherorts wurden Bewegungen arbeitender Kinder in tiefe Krisen gestürzt, weil Hilfsorganisationen über die Vergabe von Fördermitteln ihre Vorstellungen gegenüber den Kindern durchzusetzen versuchten und die Organisationen dadurch gespalten haben.
Nur wenige Kinderarbeiterbewegungen sind dank einer respektvollen pädagogischen Begleitung und eigenen Wirtschaftsbetrieben unabhängig. So MNNATSOP in Peru, die älteste und mit über 12.000 Kindern größte Organisation. Sie postuliert ein Recht von Kindern, unter würdigen Bedingungen – sprich angemessen entlohnt und ohne Schaden für ihre Entwicklung – erwerbstätig zu sein.

Unterstützt von Nichtregierungsorganisationen haben die arbeitenden Buben und Mädchen in Peru mancherorts eigene Tourismus- oder Handwerksbetriebe gegründet, die über den Fairen Handel etwa Postkarten oder T-Shirts nach Europa liefern. Sie verfügen über ein Kleinkreditsystem oder Schulen, deren Lehrpläne ihren Lebensbedingungen angepasst sind. Neuerdings engagieren sich die arbeitenden gemeinsam mit anderen Kindern auch in der Kommunalpolitik, kümmern sich um Sportplätze, Müllverwertung, Grünanlagen oder diskutieren bei der Erarbeitung von Entwicklungsplänen mit.

MNNATSOP ist eine der wichtigsten Organisationen im Weltdachverband arbeitender Kinder.

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