Geschichten von Zärtlichkeit und Macht.
„Wenn ich eines Tages doch schreiben sollte, würde ich einfach sagen wollen, dass ein Mensch ein Mensch ist, und nicht verdammt weiß, verdammt schwarz.“ Bessie Head (1937-1986) ist eine der bedeutendsten Schriftstellerinnen Südafrikas. Mit einfachen Worten und einer ironischen Betrachtung ihres Daseins als Schriftstellerin beginnt ihre Anthologie von 17 Kurzgeschichten mit „Ich möchte eine Geschichte erzählen“. Und dann erzählt sie aus verschiedenen Perspektiven von den Menschen, die ihr an den wechselnden Stationen ihres Lebens begegnet sind, oder greift historische Erzählungen des südlichen Afrika auf und spinnt sie aus. Dabei spielen die Geschichten teils in den Orten, in denen Bessie Head ihr Leben verbrachte: von den Townships in Kapstadt, wo sie ihre Jugend verbrachte, über das ländliche Botswana, wo sie mit ihrem Sohn in dem Dorf Serowe im Exil lebte.
Die Handlungen der Geschichten, die über einen Zeitraum von 20 Jahren während der Apartheid entstanden, sind sehr verschieden: eine legendäre Liebesgeschichte im ländlichen Botswana, ein blutiger Putsch in einem fiktiven Land, das grausame und sinnlose Morden in einem Township bei Johannesburg. Gleich bleibt jedoch immer der für Bessie Head typische Grundtenor der Menschlichkeit in den Beziehungen miteinander.
Bessie Head schildert die Härten des Lebens im Alltag und die Grausamkeiten des Rassismus, unter denen sie selbst als „illegitimes Mischlingskind“ und Flüchtling litt, gibt aber die Hoffnung auf ein menschlicheres Morgen nie auf.
Nach dem Ende der Apartheid ist Südafrika dem Traum von Bessie Head eines Miteinanders ohne Verletzungen durch rassistische und geschlechtliche Diskriminierungen ein gutes Stück näher gekommen, auch wenn die Wunden noch lange nicht verheilt sind. Schade, dass sie diese Zeit nicht mehr erlebt hat.
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