Mythos und Wirkung des Ernesto Guevara
Mandelbaum Verlag, Wien 2007, 307 Seiten, EUR 14,90
Am 8. Oktober steht der 40. Todestag des Comandante Che Guevara ins Haus – und damit dem Büchermarkt, so ist zu erwarten, eine weitere Welle von mehr oder weniger originellen Abhandlungen über Leben und Wirken des Revolutionärs.
Der Mythos des Che sei heute mehr ein kultureller denn ein politischer, so eine der Aussagen dieses Buches. Das ist wohl richtig, aber nicht neu. Spannender dagegen ist der Gedanke von Che als einem Bild von Mann: Mit Bart, Zigarre und Uniform verkörpere er ein einfaches, klares und vielleicht gerade deshalb so erfolgreiches, wenn auch anachronistisches Bild von Männlichkeit.
Es ist ein Buch, das man von hinten lesen sollte, mit drei spannenden Beiträgen über die Rezeption Che Guevaras in der 1968er-Studentenbewegung, seine Vermarktung und Funktion als Werbeträger (leider etwas kurz) und seinen Mythos als „unsterbliches androzentrisches Zeichensystem“.
Im Detailreichtum liegt die Stärke und zugleich die Schwäche des Buches. Auf den ersten 200 Seiten findet sich sattsam Bekanntes, aus den vorhandenen Großbiographien von den jungen Autoren mit Liebe zum Detail Zusammengetragenes. Nichts Neues für KennerInnen der Materie, interessant für EinsteigerInnen, für die aber häufig implizit zu viel Wissen vorausgesetzt wird. Die breite Abhandlung historischer Abläufe, etwa der kubanischen Revolution, sorgt für Langatmigkeit und lässt die Figur des Che oft in den Hintergrund treten. Weniger wäre manchmal mehr gewesen. Insgesamt fehlt dem Buch etwas der rote Faden.