Menschen, die bewegen: Banan Sakbani

Von Christina Schroeder · ·

In Bezug auf Ihre Lebenserfahrungen: Was würden Sie Ihrem 14-jährigen Ich mit auf den Weg geben?
Damals bin ich gerade in Wien angekommen – brauchte Geduld, sowie den Glauben daran, dass „es“ wird: nämlich Teil der Gesellschaft hier zu werden. Dafür musste ich die Sprache lernen. Und andere mussten Geduld haben mit mir zu reden, auch wenn es manchmal noch etwas länger dauerte, bis ich das ausdrücken konnte, was ich wollte.

Was können Sie anderen Menschen besonders gut beibringen?
Ich gebe Nachhilfe in Deutsch und Französisch. Dabei kann ich auch Resilienz vermitteln. Die braucht man nämlich auch, wenn man schlechte Noten bekommt! Ich habe drei Jahre gebraucht, bis ich in Deutsch gute Noten geschrieben habe.

Welcher non-verbale Sprache bedienen Sie sich gerne?
Ganz klar: Musik und Ausdruck, bzw. Mimik, deswegen liebe ich die Schauspielerei! Aber auch abseits der Bühne ist es doch so, dass schon ein Lächeln des Gegenübers vor einem Gespräch schon ganz viel darüber aussagen kann, wie es weitergehen wird.

Ist es schwieriger Menschen zum Lachen zu bringen oder zum Nachdenken?
Lachen ist eine impulsive, emotionale Reaktion. Das ist wahrscheinlich für viele Menschen einfacher. Viele geben sich zwar kritisch, aber sie bedienen sich Vorurteilen, ohne diese zu hinterfragen. Oder sie verschließen sich möglichen Veränderungen, mit der Erklärung, dass es „zu schwierig“ oder unmöglich sei, Dinge neu zu denken.

Mit welcher berühmten Persönlichkeit würden Sie gerne einen Kaffee trinken gehen?
Da gibt es viele, vor allem aus der Politik. Allen voran mit Barack Obama. Denn: Der hat es trotz dem, nicht durch das System an die Staatsspitze der USA geschafft! Und dann würde ich mit korrupten Staatsspitzen bzw. Diktatoren sprechen, um ihnen zu sagen, dass sie Kriege beenden sollen. Aber: Obama zu treffen scheint mir realistischer.

Stellen Sie sich vor, die ganze Welt hört Ihnen eine Minute lang zu. Was sagen Sie?
Seid friedlich, denn es gibt eigentlich genug Ressourcen auf der Welt, für alle! Die Message geht vor allem an die macht- und geldgierigen Menschen in der Politik und der Wirtschaft. Die meisten anderen wollen ja eigentlich in Frieden leben …

Und welche gute Tat kann jede:r hierzulande heute noch tun?
Sich veranschaulichen, dass alle Menschen gleich viel wert sind und jeder Mensch andere Fähigkeiten besitzt. Mit dieser Diversität ergänzen wir uns und könnten auch große gesellschaftliche Herausforderungen bewältigen. Deswegen dürfen wir uns gerade im Namen dieser Diversität nicht spalten lassen.

Banan Sakbani mit Gitarre und Noten
Banan Sakbani ist auch musikalisch viel
unterwegs ©️ JKU/International Welcome Center

Banan Sakbani wurde 2003 in Syriens Hauptstadt Damaskus geboren. Als sie 14 Jahre alt war, kam sie wegen des Krieges und nach einem dreijährigen Aufenthalt in der Türkei nach Wien. Schnell lernte sie Deutsch als ihre dritte Fremdsprache, sowie Französisch an der Oberstufe am musisch-kreativen Zweig des Gymnasiums Antonkriegergasse.
In ihrem letzten Schuljahr nahm sie am Redewettbewerb Sag´s Multi teil, wurde prämiert und erhielt den Impuls-Film-Award für einen Kurzfilm über ihre Flucht aus Syrien. Sakbani absolvierte die Sommerschule beim Biber-Magazin, schrieb Kolumnen, wurde Co-Autorin von zwei Büchern und verfasste eine Vorwissenschaftliche Arbeit über Integrationspolitik. Dann maturierte sie mit Auszeichnung.
Inzwischen lernt das Multitalent Italienisch, sowie die maltesische Sprache und studiert Jus, arbeitet bei der NGO Ashoka Österreich im Generation Changemaker Jugendprogramm und steht immer wieder als Schauspielerin, Gitarren-Musikerin, sowie singend – u.a. über die Projekte Opernlabor und Citylab der Wiener Staatsoper – auf der Bühne.
Außerdem sprach sie als Keynote Speakerin bereits bei der UNO und bei großen Festivals wie 4GameChangers.
Seit zwei Jahren ist sie als ehrenamtliche Integrationsbotschafterin des Österreichischen Roten Kreuz an Wiener Schulen unterwegs und spricht dort über Demokratie, Migration, Privilegien und ein friedliches Zusammenleben.
Am 31. August 2023 erschien Sakbanis erstes Buch „Meine Flucht und ihre Begleiterinnen“ (edition Story.one, Wien). cs

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