„Aufregend langweilig“

Von Redaktion · · 2015/07

Das Südwind-Magazin befragte den Publizisten und Buchautor Christian Felber, der an der Schaffung einer Gemeinwohlbank in Österreich arbeitet.

Was macht eine gute Bank aus?

Als erstes die Zielsetzung: Sie strebt nicht nach Finanzgewinnen, sondern nach der Mehrung des Gemeinwohls – bei all ihren Tätigkeiten. Das beginnt damit, dass sie das „boring banking“ zu ihrem Kerngeschäft macht: Die Umwandlung von Spargeldern in Kredite, die eine nachhaltige Entwicklung finanzieren. Dabei prüft sie jedes Projekt auf seine ethischen Auswirkungen – je höher der Beitrag zum Gemeinwohl, desto günstiger der Kredit. Diese neue Sicht auf Kredite macht das boring business sehr exciting. Zweitens schüttet sie keine Gewinne an die EigentümerInnen aus, weil es nicht darum, sondern um Sinn und Werte geht, und drittens beginnt sie den Ausstieg aus dem Zinssystem – bei den Sparzinsen.

Warum braucht Österreich eine Gemeinwohlbank?

Viele Menschen wünschen sich laut Umfragen eine ethischere Wirtschaft im Allgemeinen und ein ethischeres Finanzsystem im Speziellen. Tausende warten auf diese konkrete Alternative, die zwar noch nicht das Geldsystem ändert, aber im Kleinen einige Schritte in Richtung Wandel vorausgeht, vielleicht folgen viele andere Banken und Projekte nach.

Wann wird es die Gemeinwohlbank voraussichtlich geben?

Nach derzeitigem Planungsstand beantragen wir im Herbst, nachdem wir sechs Millionen Euro Kapital gesammelt haben, die Banklizenz bei der Finanzmarktaufsicht und erhalten sie im Frühjahr. Dann braucht es noch einige Monate bis zur Aufnahme des Bankbetriebes.

Ein paar Gedanken zu Bankenrettung in Österreich?

Laut Rechnungshofbericht betragen die bisherigen Kosten 7,3 Milliarden Euro – netto. Die Übertreibung der Wirtschaftsfreiheiten führt zu Milliardenschäden für die Allgemeinheit. Die Lehre müsste sein, dass Banken erstens nur so groß werden dürfen, dass sie jederzeit in die Insolvenz gehen können und zweitens, dass das Gewinnstreben im Finanzsystem nichts verloren hat. Geld ist eine zentrale Infrastruktur der Wirtschaft, damit sollte man keine Geschäfte machen dürfen, die nicht der Allgemeinheit nützen.               ki

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