Attac (Hg.). Das kritische EU-Buch

Von WeH · · 2006/03

Warum wir ein anderes Europa brauchen

Verlag Deuticke, Wien 2006, 319 Seiten, € 19,90

Das Vertrauen der Menschen in die EU schwindet, die Skepsis nimmt zumindest in den Kernländern zu. Spätestens seit dem Ausgang der Referenden zur EU-Verfassung in Frankreich und den Niederlanden, der den Politikern und EU-Bürokraten wie ein Schock in die Knochen gefahren ist, ist dieses tiefe Unbehagen in der Öffentlichkeit klar. Doch worin gründet es? Kaum jemand der Nein-SagerInnen wird das Verfassungsprojekt studiert und darauf sein Veto aufgebaut haben. Die Ablehnung muss andere, und mehrere, Gründe haben.
Auf diese interessante und wichtige Frage, warum das europäische Integrationsprojekt in der Krise steckt, versuchen die Autorinnen und Autoren des vorliegenden Sammelbandes eine Antwort. Die Tatsache, dass das globalisierungskritische Netzwerk Attac die Herausgabe dieses Buches initiierte, weist zumindest in die Richtung der Antwort.
Auf einen großen Nenner gebracht, könnte man sagen, dass die schwindende soziale Kompetenz des EU-Projektes zu dieser allgemeinen Verunsicherung und Skepsis geführt hat. Das absolute Primat der Ideologie des freien Marktes, der Wettbewerbsfähigkeit, des Unternehmerprofits mit seinen ganzen sozialen und auch emotionalen Folgen stehen in einem direkten Zusammenhang mit der wachsenden Ablehnung des EU-Projekts – doch die PolitikerInnen sitzen da wie die drei Affen … Aber wer weiß – vielleicht liest der eine oder die andere doch dieses Buch und lässt sich die Augen öffnen?
Man kann dieses „kritische EU-Buch“ nur wärmstens empfehlen. Es enthält zahlreiche fundierte Beiträge über die verschiedenen Politik- und Wirtschaftsfelder der EU, von der Freihandels-, Binnenmarkt- und Militärpolitik bis zur Agrar-, Verkehrs- und Asylpolitik. Es zeigt, wie undemokratisch und intransparent diese Politik betrieben wird und was dabei schief läuft. Und es zeigt auch, was anders, besser, menschlicher gemacht werden könnte. Die Herren des Geldes in Brüssel und in der Politik können nun zumindest nicht mehr sagen, sie hätten nichts gewusst…

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