Le Monde diplomatique (Hg.)
Sachbuch. Taz-Verlag, Berlin 2011, 102 Seiten, € 12,40
Das 20. Jahrhundert war zweifellos das prägendste und geschichtsträchtigste – und auch das mörderischste – unserer Geschichte. Deswegen widmet Le Monde diplomatique nun diesen 100 Jahren auch 100 Seiten in Form eines Geschichtsatlanten. Am Anfang wird kurz auf den Imperialismus, bei dem auch das Deutsche Kaiserreich auf grausame Weise agierte, eingegangen. Die darauf folgenden Seiten widmen sich nicht nur den geschichtlichen „Klassikern“ wie Erster und Zweiter Weltkrieg, sondern auch weniger bekannten Historien wie dem oft vergessenen und von der Türkei sogar bis heute nicht anerkannten Völkermord an den Armeniern.
Der weitaus größere Teil des Buches erklärt jedoch in von Le Monde diplomatique gewohnt sachlicher und diplomatisch neutraler Weise Konflikte der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Dabei spielt natürlich das Kräfteverhältnis zwischen Kommunismus und „dem Westen“, das sich in Form des Kalten Krieges auch immer wieder an Brennpunkten wie Vietnam und Afghanistan entlud, eine große Rolle. Auch den blutigen Unabhängigkeitskriegen der ehemaligen Kolonien und den grausamen Diktatoren, die damals oder später die Macht ergriffen, wurde im Atlas Platz eingeräumt. Die letzten Seiten werfen vor allem einen Blick auf gesellschaftliche Phänomene, Errungenschaften, aber auch Rückschritte im Weltgeschehen, die auch im 21. Jahrhundert unser Leben beeinflussen: Themen wie Frauenemanzipation, medizinischer Fortschritt und Bürgerrechtsbewegungen, aber eben auch platzende Spekulationsblasen in der Wirtschaft, wachsende Ungleichheit in der Gesellschaft oder religiöser Fundamentalismus in der Politik. Die übersichtlichen Karten und Diagramme und die nicht zu kompliziert oder wissenschaftlich geschriebenen Texte verschaffen uns nicht nur einen guten Überblick über das vergangene Jahrhundert, sondern auch mehr Klarheit über derzeitige Konflikte in der Welt.
Andreas Hanzl
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