Hans-Jürgen Bieling, Karen Imhof, Johannes Jäger (Hg.)
Sachbuch. Mandelbaum Verlag, Wien 2009, 132 Seiten, € 9,80
Der Zeitpunkt des Erscheinens dieser Ausgabe des neuesten Journals für Entwicklungspolitik könnte besser nicht sein. Seit Monaten werden wir nun fast täglich mit neuen Schreckensmeldungen aus der Finanzwelt konfrontiert. Ist der Casino-Kapitalismus am Ende? Oder sind wir doch nur ZeugInnen und (Steuer)-ZahlerInnen einer globalen Rettungsaktion?
Die drei SchwerpunktredakteurInnen zeigen, dass wir es im globalen Finanzsystem bereits seit längerem mit strukturellen Veränderungen zu tun haben, die an den Grundfesten des neoliberalen Nachfolgemodells des Bretton Woods Regimes rütteln. Die aktuelle Finanzkrise ist dafür nur ein Zeichen von vielen. An den realen Zahlungsströmen war bereits seit längerem eine Schwächung des aktuellen Regimes abzulesen. Zusätzlich gab es mit vereinzelten regionalen Integrationsbestrebungen auf Ebene monetärer Gemeinschaften und etwa dem konstant hohen Leistungsbilanzdefizit der USA auch einige andere Entwicklungen, welche die etablierten finanzwirtschaftlichen Strukturen unterliefen.
Die im Heft versammelten, durchwegs sehr renommierten AutorInnen ermöglichen einen tiefen Einblick in das globale Finanzsystem, indem sie die aktuelle Krise von verschiedenen Blickwinkeln aus beleuchten. So analysieren sie etwa die Rolle des globalen Südens innerhalb jenes Finanzsystems, welches nach der Asienkrise aufgebaut wurde, und prognostizieren mögliche Auswirkungen der aktuell praktizierten Krisenregulation. Sie stellen auch fest, dass die Hegemonie des US-Dollars als Leitwährung in einigen Ländern bereits zu zerbrechen droht und sich im Moment ein historisches Möglichkeitsfenster öffnen könnte, in dem eine fundierte Gesellschaftsveränderung möglich scheint.
In Summe liefern die AutorInnen damit einen wichtigen Beitrag zur ökonomischen Alphabetisierung, der sich nicht nur am Puls der Zeit befindet, sondern vor allem auch etwas Licht ins Dickicht der unzähligen Krisentheorien bringt.