Alljährliches Déjà-vu

Von Werner Hörtner · · 2009/04

Der Internationale Frauentag hat wieder einmal unter Beweis gestellt, wie unermüdlich sich unsere Politik um die „Randgruppen“ unserer Gesellschaft kümmert, wie etwa die Frauen.

Österreich wieder Spitze! Der Internationale Frauentag wird bekanntlich jedes Jahr am 8. März gefeiert, und regelmäßig im Vorfeld dieses Gedenktages nimmt sich auch die Politik dieses Themas an. Da wird zum x-ten Mal an das geschlechterspezifische Lohngefälle erinnert, da wird über die Einführung von Frauenquoten diskutiert usw. Heuer erhielten wir sogar Schützenhilfe von der EU, die unsere Spitzenposition schwarz auf weiß belegte: Nur in Estland ist die Einkommensdifferenz der Geschlechter noch größer als in Österreich! Damit liegen wir an 26. Stelle unter den 27 EU-Staaten. Laut einer Untersuchung, die der zuständige EU-Kommissar Vladimir Spidla Anfang März präsentierte, verdienen Frauen in Österreich um 25,5 Prozent weniger als Männer.
Das häufig gehörte Argument, dieser Einkommensunterschied beruhe auf der Tatsache, dass Frauen viel mehr Teilzeit arbeiten, ihre Berufslaufbahn durch Schwangerschaften unterbrochen wird etc., ist mit Vorsicht zu genießen. Für vergleichbare Kompetenzen bekommen Frauen einfach weniger gezahlt. Oder die Tätigkeiten werden einfach anders benannt. So wird zum Beispiel das männliche Pendant zur Putzfrau zum Oberflächentechniker ernannnt …

Was nun die Chancengleichheit betrifft, so sprechen die Fotos von Konferenzen, wo sich die wichtigen Menschen aus Politik und Wirtschaft treffen, eine deutliche Sprache. Zählen Sie einmal, wie viele männliche und wie viele weibliche Köpfe Sie dort sehen! Und erkundigen Sie sich, wie viele weibliche Studierende es auf den Wirtschaftsfakultäten gibt. Oder schauen Sie sich überhaupt die Geschlechterpyramide beim akademischen Lehrpersonal an, von der Lehrbeauftragten bis zum hohen Professor hinauf.
In der Wirtschaft ist die geschlechterspezifische Verteilung der Spitzenplätze allerdings verständlicher, da die zierlichen Frauen mit der robusten männlichen Ellbogenmentalität einfach nicht mitkommen. Da müsste Kommissar Spidla Frauenkurse für physisches und mentales Empowerment einführen, um dieses Missverhältnis zu „regulieren“.

Vollends problematisch wird diese Geschichte mit der Chancengleichheit natürlich im Bereich der Politik, denn wie soll man hier die Kompetenzen messen? Alles Mögliche und Unmögliche wird heutzutage bereits statistisch erhoben, nur nicht die fachlichen Eigenschaften von Politikern und Politikerinnen. Um diese Qualitäten zu erfassen, sind wir wohl weiterhin auf den „gesunden Menschenverstand“ angewiesen. Und der ist bekanntlich in einem bestimmten politischen Lager besonders stark ausgeprägt. Wie es Dietrich Kops, seines Zeichens FP-Klubchef im Wiener Bezirk Landstraße, so treffend ausdrückt: „Wir Freiheitlichen lehnen eine Quotenregelung ab! Gute Leute setzen sich unabhängig vom Geschlecht überall durch. Auch in der Politik!“ In seiner Fraktion arbeiten konsequenterweise eine Frau und fünf Männer.

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