Susanne Scholl
Sachbuch. Ecowin Verlag, Salzburg 2011, 176 Seiten, € 21,90
Susanne Scholl ist empört. Die ehemalige Russlandkorrespondentin des ORF stößt seit ihrer Pensionierung im vergangenen Jahr immer wieder auf Menschen, deren Schicksal sie nicht unberührt lässt. Im kriegsverwüsteten Tschetschenien hat sie die Umstände kennen gelernt, die Menschen ins Exil treiben: religiöse oder politische Verfolgung, Folter, Blutrache, Stammesfehden. Wer Schicksale von Flüchtlingen nicht nur aus Akten kennt, muss Gesetze und Praxis in Österreich menschenverachtend finden. Das tut Scholl.
Aufgerüttelt wurde die Autorin durch den Fall afrikanischer Fußballer vom Verein Sans Papier, die vom Spielfeld weg von der Fremdenpolizei in Schubhaft genommen und nach Nigeria abgeschoben wurden. Was mit ihnen in ihrer Heimat passiert ist, weiß man nicht.
Scholl kontrastiert die Schicksale von Flüchtlingen, die täglich mit Abschiebung rechnen müssen, mit jenem gut integrierter ZuwandererInnen und anerkannter Flüchtlinge, von Chile bis Afghanistan. Es sind zum Teil Erfolgsgeschichten: von Menschen, die in Österreich Fuß fassen und ihre Talente einbringen können. Diese Beispiele sollen auch beweisen, dass Zuwanderer, aber auch Flüchtlinge zu Unrecht im öffentlichen Diskurs fast ausschließlich als Belastung dargestellt werden. Es herrscht die Sicherheitsoptik des Innenministeriums, dessen Ausweisungsbescheide an Kinder geradezu hilflos absurd klingen. So ist da zu lesen, „dass die öffentlichen Interessen an der Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung die privaten Interessen der Antragsteller an einem Verbleib in Österreich überwiegen“.
Susanne Scholl setzt sich für eine humanere Gesetzgebung und Vollziehung ein. Und sie glaubt, dass ziviler Ungehorsam helfen kann. Das beweise etwa die Vorarlberger Gemeinde Röthis, wo sich der Bürgermeister und das halbe Dorf der Fremdenpolizei in den Weg stellten, die eine bestens integrierte Familie kosovarischen Ursprungs abholen wollte. Die Familie bekam schließlich Bleiberecht.
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