Marcello Bertinetti, Maria Sole Croce:
Bildband, 320 Seiten, 275 Farbfotos, Verlag Frederking & Thaler, München 2003, EUR 51,40
Die Zahl der publizierten Ägypten-Bildbände ist unüberschaubar; die Ansichten der Pyramiden und der Pharaonengräber gehören schon zum Allgemeingut. Ägypten aus der Vogelperspektive bietet hingegen eine neue Sicht – einen Blickwinkel, der „normalen Sterblichen“ nicht vergönnt ist.
Ein halbes Jahr lang unternahm der italienische Fotograf Marcello Bertinetti Hubschrauber-Ausflüge kreuz und quer durch das Land am Nil und dokumentierte es in 15.000 Bildern aus der Luft: die Sandstrände des Mittelmeeres mit ihrem türkisblauen Wasser, das endlose Häusermeer der Hauptstadt Kairo, die Korallenriffe des Roten Meeres und die roten Berge der Sinai-Halbinsel – und natürlich die historischen Denkmäler der Pharaonen-Zeit. Aus der Luftperspektive erwachen die Pyramidenbauten und Tempelanlagen zu neuem Leben; sie ermöglicht das Erfassen der Monumentalität der Anlagen und ihre Einbindung in die Landschaft.
Das Durchblättern des großformatigen Bildbandes (25 x 35 cm) erfordert einige Zeit, wenn man sich die Muße des Verweilens bei den Bildern gönnt. Doch die Belohnung ist hoch. Neben dem neuen Blickwinkel auf die bekannten kulturhistorischen Fotomotive erscheint mir am interessantesten die Möglichkeit, sich dadurch einen umfassenden Überblick über das riesige Land am Nil zu schaffen, über die Feldbestellung, die menschlichen Behausungen, die Dorfstrukturen, die Lebensader Nil – und immer wieder die endlosen Weiten der Wüsten mit ihren teils skurrilen, surrealen Erd- und Sandformationen.
Im letzten Kapitel öffnen Satellitenaufnahmen der NASA auch ein Fenster aus dem All.