Kernthema der Entwicklungspolitik ist die Ungleichheit. Die Ungleichheit von Lebenschancen von Menschen in armen und reichen Regionen. Entwicklungspolitik will hier Problembewusstsein sowie einen Ausgleich, mehr Gerechtigkeit, schaffen. Die Frage von „Gleichheit“ ist grundlegend für das gesellschaftliche Zusammenleben lokal wie global. Sie beschäftigt Religionen, Wirtschaft und Politik.
Das System des Kapitalismus vereint formelle Gleichheit mit größtmöglicher faktischer Ungleichheit. Der unterschiedliche Zugang zu den produktiven Ressourcen macht die Menschen ungleich, spaltet sie in Klassen, in Arme und Reiche. Diese Analyse von Karl Marx ist nach dem Scheitern des real existierenden Sozialismus möglicherweise unpopulär, doch keineswegs überholt.
Auf den folgenden Thema-Seiten, die wir von unserer Partnerzeitschrift New Internationalist übernommen haben, geht es um Gleichheit und Gleichberechtigung. Dennoch stehen der Klassenkonflikt im Marx’schen Sinn sowie auch die größte existierende Ungleichheit auf der Welt, jene zwischen Nord und Süd, nicht im Mittelpunkt der Beiträge.
Es geht um das abstrakte Ideal der „Gleichheit“. Wie denken wir über Gleichheit und Gleichberechtigung im 21. Jahrhundert?
Dabei ist festzustellen, dass das Ideal der Gleichheit keineswegs unhinterfragt zum Kanon unserer gelebten Werte gehört.
Durch die Globalisierung werden wir stärker denn je mit Fragen von Gleichheit und Vielfalt konfrontiert.
Um nur ein Beispiel zu nennen:
Diversität, Verschiedenheit, gilt nach neuester Managementlehre als kreative Ressource, die genutzt werden will. Denn unterschiedliche Zugänge und Sichtweisen führen zu einem Mehr an Lösungsmöglichkeiten für die komplexen Probleme einer immer enger und vielfältiger miteinander verflochtenen Welt.
Die Lust an der Ungleichheit – auch in Gestalt des Multikulturalismus – greift um sich. Um die gedankliche Balance zwischen Vielfalt und Gleichmacherei zu halten, bediene man sich eines altmodischen Maßstabes: Orientierung bietet im Kleinen wie im Großen der Wert der Gerechtigkeit.