Wird die entsprechende Forderung der Außenministerin tatsächlich zur steuerlichen Entlastung von SpenderInnen führen?
Es ist nicht verständlich, dass man im österreichischen Steuersystem Spenden für Ameisenforschung oder Tierzahnheilkunde absetzen kann, Spenden für Not leidende Menschen in Entwicklungsländern aber nicht“, so Benita Ferrero-Waldner anlässlich der Präsentation einer Untersuchung des Instituts für Höhere Studien (IHS). Demnach würden die Steuerausfälle bei Absetzbarkeit von Spenden für Entwicklungszusammenarbeit 16 Millionen Euro jährlich und für Soziales 33 Mio. ausmachen. Österreich ist neben Finnland das einzige EU-Land, in dem solche Spenden nicht abgesetzt werden können. Diese Situation sei schwer argumentierbar, so die Ministerin, und fordert: „Die steuerliche Entlastung von Entwicklungszusammenarbeit hat daher ein zentrales Element der Steuerreform zu sein.“
Es ist nicht bekannt, ob diese Forderung nun dem Hochwasser zum Opfer fällt – oder ob sie überhaupt nur ein „Punktesammeln im Sommerloch“ war, wie es die außenpolitische Sprecherin der Grünen, Ulrike Lunacek, vermutete. Robert Francan von der Interessensvertretung Österreichischer Gemeinnütziger Vereine (IÖGV) äußerte sich skeptisch darüber, ob bei der Bundesregierung wirklich der politische Wille für eine steuerliche Begünstigung von Nonprofit-Organisationen bestehe. Im Allgemeinen fand aber die Forderung der Außenministerin ein positives Echo und wurde insbesondere von den Landeshauptleuten Klasnic, Pühringer und Sausgruber begrüßt.
Auf ein Beispiel einer fruchtbaren Zusammenarbeit von Entwicklungszusammenarbeit und Wirtschaft verwies kürzlich Horizont3000. OMICRON Electronics, das bedeutendste österreichische Unternehmen in der elektronischen Prüftechnik, stellt jährlich 1 Prozent seines Umsatzes für Projekte zur Ausbildung von Kindern in der Dritten Welt zur Verfügung. Über Horizont3000 wird ein Projekt gegen Kinderarbeit im Nordosten Brasiliens finanziert. Martin Pfanner, Geschäftsführer von OMICRON: „Könnten wir die Spenden steuerlich absetzen, würde sich dadurch automatisch unser Potential erhöhen und wir könnten noch mehr Projekte finanzieren.“