Argentinien, Kuba, Guatemala: Drei neue Bücher geben auf ganz unterschiedliche Art Einblick in Politik und Gesellschaft.
Ursula Prutsch: Eva Perón – Leben und Sterben einer Legende (C.H. Beck, München 2015, 251 Seiten, € 15,40)
Eine schillernde Frauengestalt beschreibt Ursula Prutsch in ihrer Biographie über Eva Perón. Im Musical „Evita“, das nun in Wien wieder auf die Bühne kommt, wird sie als „Miststück“ gezeigt, das den Luxus liebt und Mitgefühl für die Armen nur heuchelt. Einem großen Teil ihrer Landsleute gilt die Argentinierin, die bis zu ihrem frühen Tod 1952 sechs Jahre lang die einflussreiche First Lady an der Seite des autoritär und populistisch regierenden Präsidenten Juan Perón war, dagegen als Volksheldin, gar als Heilige. Anhand von Originaldokumenten erklärt die an der Uni München lehrende Österreicherin Prutsch präzise und gut lesbar, warum Eva Perón bis heute diese umstrittene „Ikone der Politik“ geblieben ist. Erhard Stackl
Eintauchen in eine nostalgische, sinnliche und ungestüme Stadt: Das kann man mit dem von der österreichischen Anthropologin und Kuba-Kennerin Lucia Mennel zusammengestellten Havanna-Lesebuch. Darin versammelt sind – auf Deutsch und Spanisch – wunderbare Geschichten und Anekdoten über Kubas Hauptstadt, aus vergangenen wie aus heutigen Zeiten. Sie handeln von der Schönheit einer Stadt im Wandel, von Revolution, Magie und Baseball. Auch Lieder, Gedichte und Rezepte aus Havanna sind enthalten. Eine wohltuende literarische Reise in kalten Wintermonaten. noh
Rodrigo Rey Rosa: Die Gehörlosen (Septime Verlag, Wien 2016, 288 Seiten, € 22,90)
In diesen Wochen erscheint die deutsche Übersetzung des Romans „Los sordos“ des guatemaltekischen Schriftstellers Rodrigo Rey Rosa. In den Bergen Guatemalas verschwindet ein gehörloser Maya-Bub und in Guatemala-Stadt verschwindet zur selben Zeit Clara, die Tochter eines reichen Bankers. Alle Bemühungen, Clara zu finden, laufen ins Leere. Bis eine Spur zu einem soeben eröffneten Sanatorium führt, in dem offensichtlich schreckliche Dinge vor sich gehen. Wieso weinen hier des Nachts so viele Kinder, woher kommen sie und was geschieht mit ihnen? Ein spannender Einblick in das Guatemala von heute. noh
