Mit dem Verein Pro Sudan verbrachte eine Gruppe Jugendlicher ihre Ferienzeit einmal ganz anders: Sie besuchten Sozialprojekte im Sudan.
Die 17-jährige Anna Holl ließ sich sofort für die Idee begeistern, in den Sudan zu reisen. Ihre Mutter hatte Hans Rauscher im Supermarkt getroffen, der ihr von dem Verein Pro Sudan erzählte. Mit Veranstaltungen und Vorträgen sammelt der Verein Spenden für Sozialprojekte im Sudan und informiert Menschen über das Land und die Lebensbedingungen vor Ort. Hans Rauscher ist Religionslehrer im oberösterreichischen Attnang-Puchheim und Vöcklabruck. Schon öfters hat er Menschen auf eine Reise in den Sudan mitgenommen. 1986 reiste er zum ersten Mal in das afrikanische Sahelland. Seitdem hat es ihn nicht mehr losgelassen. Er war bereit, wieder eine Gruppe Jugendlicher in ein in Europa eher unbekanntes Land mitzunehmen. Anna Holl motivierte sogleich ihre FreundInnen. „Helfen hat mich immer schon interessiert“, erklärt Anna ihre Begeisterung. „Ich wollte unbedingt wissen, wie die Sozialprojekte im Sudan funktionieren.“
Ende Dezember/Anfang Jänner waren sechs Jugendliche mit Hans Rauscher im Sudan unterwegs. Dort besuchten Sie Diakon Kamal, der seit Jahrzehnten Sozialprojekte in der sudanesischen Hauptstadt Khartum leitet, die der Verein Pro Sudan mit Spenden unterstützt. „Am traurigsten war es zu sehen, dass Diakon Kamal so eine gute Arbeit leistet, und das Geld hinten und vorne fehlt“, sagt Anna. Auf der Reise besuchte die Gruppe das Kinderausspeisungszentrum. Kurz darauf erfuhr sie, dass fünf der Zentren geschlossen werden müssten, wegen Geldmangels. Den internationalen Fördergebern seien aus finanziellen Gründen auch die Hände gebunden. Im Osten des Landes, in Kassala, besuchten die Jugendlichen ein Zentrum für eritreische Flüchtlinge. Obwohl die Reise genau in der Zeit des Referendums über die Autonomie des Süd-Sudan (siehe SWM 2/11) stattfand, erlebten die Reisenden keine Gewalt oder Ähnliches mit. „Am beeindruckendsten war der Kontakt mit den Einheimischen“, erzählt Anna. „Die Energie und der Zusammenhalt der Menschen sind eine bleibende Erinnerung.“
„Innerhalb dieser 25 Jahre hat sich viel geändert im Land“, sagt Hans Rauscher. „Bei meiner ersten Reise 1986 war der Sudan relativ offen.“ Unter der damaligen Regierung von Sadiq al-Mahdi spürte Rauscher eine große Aufbruchstimmung im Land. Offene Meinungsäußerungen waren möglich, meint er. Doch unter dem Regime von Omar al-Bashir, der nach einem Militärputsch seit 1989 an der Macht ist, hat sich vieles geändert. Nicht nur die ständigen Straßenkontrollen. Den „Ölsegen“, den das Land erlebt hat, sieht Rauscher mit gemischten Gefühlen: Er brachte auch Konflikte und Ausbeutung ins Land. Trotzdem spürte er bei seiner Reise 2005 eine erneute Öffnung – zumindest in der Hauptsstadt Khartum. „Das sind natürlich nur meine persönlichen Erfahrungen“, meint Rauscher. „Denn zur gleichen Zeit forderte die Darfurkrise im Land hunderttausende Tote.“ Auch den Islam erlebe er jetzt als toleranter. „Früher wurde ich ja nicht als Europäer wahrgenommen, sondern nur als Christ“, sagt er und fügt lachend hinzu: „Das war ja schon fast ein Schimpfwort damals.“
Für Anna hat die Reise viel verändert. Vor allem die Erfahrung der unermüdlichen Arbeit von einzelnen Menschen, obwohl materielle Ressourcen ständig knapp sind. „Vorher war ich so negativ und habe mir gedacht, ich kann sowieso nichts bewirken. Aber jetzt habe ich gesehen, auch ein einzelner Mensch kann etwas tun.“
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