Gerda Sengstbratl
Roman. Verlag Bibliothek der Provinz, Weitra 2010, 140 Seiten, € 15,00
Wie ist es für eine Frau, mit einem Asylwerbenden aus Afrika beisammen zu sein? Welche Schikanen, Bürokratie-Hürden und freche Fragen muss sie sich gefallen lassen, um ihn ehelichen zu dürfen? Welchen Belastungen ist sie durch den Alltagsrassismus, durch Vorurteile und inhumane Gesetzgebung ausgesetzt – neben den alltäglichen Problemen, die ihr Mann sowieso in dieser fremden Kultur erträgt?
Die Ich-Erzählerin schreibt ihren Gefühlen gemäß, wütend, kämpferisch, traurig, überfordert und bisweilen witzig. In Gedichten, Gedanken, Briefen, E-Mails und Prosatexten lässt sie uns LeserInnen an ihrer Entwicklung, ihrem Weg teilhaben. Gerda Sengstbratl stellt eine Verbindung her zwischen verschiedenen Welten – der traditionellen Geisterwelt der afrikanischen Vorfahren, den Beziehungswelten zu ihren Männern, der Angstwelt eines negativ beschiedenen Asylwerbers, der Bürokratiewelt Österreichs, der inneren Gedankenwelt der Autorin selber. Die Erzählerin lässt uns an zwei völlig verschiedenen Begegnungen mit zwei afrikanischen Männern teilnehmen: dem Einen, der in Afrika lebt, und dem Anderen, der ohne Papiere in Österreich lebt und um seine Aufenthaltsbewilligung kämpft. Sie entscheidet sich dafür, Letzteren zu heiraten. Das hat zur Folge, dass die Polizei ihre Wohnung durchsucht und partout Beweise sucht dafür, dass die Ehe nicht legal ist.
Das Buch ist unkonventionell geschrieben, Wortspielereien, Gesetzestexte, Liebesbriefe auf Deutsch und Französisch, Anwaltsbriefe und spirituelle Texte wechseln sich ab. Vieles geht über den Bauch, vieles geht über Auslassungen. Im Anhang finden sich Kochrezepte für Gerichte aus Nigeria. „Einer ist hier schon verrückt geworden“ ist der zweite Roman von Gerda Sengstbratl. Die Autorin ist bei der Initiative „Ehe ohne Grenzen“ engagiert (http://eheohnegrenzen.sosmitmensch.at).
Renate Sova
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