Leicht lachen über schwere Themen

Von Christina Schröder · ·
Vidura Rajapaksa auf einem Hocker sitzend auf der Bühne
Vidura Rajapaksa in Aktion © Screenshot/ Youtube

Der Kabarettist Vidura Bandara Rajapaksa hat in vielen Teilen der Welt gelebt. Mit grenzenlosem Humor bricht er wohl so manches Tabu, nicht aber die Grenzen des Sagbaren.

Den Begriff Dritte Welt, zu dem man früher auch sein Heimatland Sri Lanka zählte, hätte er zwar als ein bisschen gemein empfunden. Aber, so scherzt Vidura Bandara Rajapaksa, zumindest als ehrlich, weil er zeigte, wie man in der Welt gesehen wurde. Jetzt versucht man es mit einem „netteren Begriff“: Globaler Süden. Der mache aber keinen Sinn, denn Australien falle nicht darunter, obwohl ein Land wohl kaum südlicher liegen könne. Also schlägt der Kabarettist eine alternative Kategorisierung vor: Länder, die nicht beim Song Contest dabei sind und Länder, die schon beim Song Contest dabei sind. Ihm zufolge also Länder mit Würde auf der einen Seite und Länder, die genug Geld haben, um keine zu brauchen, auf der anderen. Zum Sketch auf Youtube
In Letzteren lebt der 30-Jährige seit einigen Jahren. Aktuell arbeitet er als Software-Ingenieur in England, auch – wie er als Kabarettist immer wieder betont – dem gängigen Vorurteil von südasiatischen jungen Männern entsprechend. Zuvor habe er Medizin in Malaysia studiert, weil er, aus weniger betuchtem Hause kommend, schon als Kind finanzielle Sicherheit anstrebte. Warum sonst solle man diesen furchtbaren Beruf ergreifen, fragt er und wünscht sich „amnesia money“, also die Fähigkeit seine Herkunft zu vergessen. Zum Sketch auf Youtube

Biografisches im Mittelpunkt
Offenbar hat Rajapaksa noch nicht genug von dieser Art Geld und so redet er in seinem einstündigen Debütprogramm „Monsoon Season“ (2022) viel darüber, wo er herkommt bzw. wohin er im Laufe seines Lebens ging: Von Sri Lanka für ein paar Jahre in die USA, wieder zurück, nach Malaysia und nach Abbruch seines Studiums, das er u.a. wegen der reichen Kolleg:innen und Professor:innen hasste, brachte er sich selbst bei, was er brauchte, um in der Software-Branche zu arbeiten. Damit zog er nach Deutschland und entdeckte seine Liebe zur Comedy. „In Berlin besuchte ich Shows, weil viele davon auf Englisch sind“, sagte er in einem Interview mit der schottischen Zeitung Sunday Post. Und als sich ihm die Chance bot bei einem Dokumentarfilm über den Comedyzirkel in Berlin mit dem Titel „Open Mic Days“ Regie zu führen, ergriff er sie und spielte auch gleich die Hauptrolle. Deutschland fand er okay – bis auf Techno und das Essen. Zum Sketch auf Youtube
Nach zwei Jahren zog er von Berlin nach London. Auch wenn Rajapaksa nicht allein davon leben kann, so liebe er Stand-Up Comedy, weil er so direkt erfährt, was beim Publikum ankomme, und was nicht. Wichtig, für eine Person mit wenig Selbstsicherheit wie ihm, sagt er. Es spricht für seine schauspielerische Leistung, dass man ihm diese nicht im Geringsten ansieht, wenn er stets lässig in einer Lederkluft und mit bunten Fingernägeln auf einem Barhocker sitzend, scharfzüngige Sketches über seine Lebenserfahrungen und die verschiedenen Gesellschaften, in denen er gelebt hat, zum Besten gibt.

Mit Zynismus gegen andere Ismen
Überraschend auch die Offenheit, mit der der Kabarettist höchst Privates preisgibt: Er macht Witze über das Übergewicht und die Bulimie, unter denen er als Kind litt, die Scheidung seiner Eltern, den Vater, der ihn schlug, und seine mentalen Probleme. „Anxiety“ habe er sich in der „Developed World“ eingefangen. Zum Sketch auf Youtube
Den Zynismus, mit dem er sich selbst, seine Familie und Sri Lanka behandelt, erspart er auch anderen nicht und übt heftige Gesellschaftskritik in Bezug auf Themen wie Politik, Kolonialismus, Religion, Migration, Rassismus, doppelte Standards und Wohlstandsverwahrlosung.
Eine humorige Empfehlung für alle, die scharfe Pointen lieben.

Weitere Infos zu Rajapaksas aktuellen Programmen French Kiss Tunnel und Woodapple Jam, sowie Tourdaten und das Programm Monsoon Season auf Youtube (auf Englisch):

Mehr zum Thema Humor lesen Sie im Dossier des aktuellen Südwind-Magazins.

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