Verlag Westfälisches Dampfboot, Münster 2000, 350 Seiten, öS 291.
Begreift man „Revolution“ als ein Ausbrechen aus Denkmustern, dann war Chiapas der Auftakt einer seither an Breite und Tiefe gewinnenden Bewegung, die das Paradigma ungebremster neoliberaler Modernisierung nach dem Untergang des real existierenden Sozialismus radikal in Frage stellt.
Im vorliegenden Sammelband werden nun erstmals in deutscher Sprache die Ideen der Zapatistas und die Hintergründe des Aufstandes in einer anspruchsvollen und ansprechenden Weise umfassend diskutiert.
Die meist mexikanischen Autorinnen und Autoren stammen aus einem Spektrum, das man die „akademische Solidaritätsbewegung“ mit den Zapatisten nennen könnte. Die Herausgeber, der Politologe Ulrich Brand und die Ökonomin Ana Esther Ceceńa, arbeiten an der Universität Frankfurt a.M. bzw. an der Nationaluniversität (UNAM) in Mexiko-Stadt.
Obwohl die ideologische Nähe zu den Zapatistas in keinem der Beiträge verschwiegen wird, sind pathetische Unterstützungsbekundungen erfreulicherweise die Ausnahme. Es geht den AutorInnen vielmehr darum, die zapatistischen Ideen einem deutschsprachigen Publikum zu erschließen, um eine Diskussion darüber zu ermöglichen.
Für die LeserInnen vielleicht am überraschendsten sind die Beiträge, die sich mit dem Macht- und Staatsverständnis der Zapatistas auseinandersetzen. In ihnen wird deutlich, daß die EZLN tatsächlich ein neues politisches Projekt darstellt und weder als verzweifelter Aufstand von Modernisierungsverlierern noch als letztes Aufflackern der vom Avantgardegedanken geleiteten lateinamerikanischen Guerilla in der Tradition von Che Guevara zu begreifen ist.
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