Menschen, die bewegen: Eva Kreisky

Von Martin Jäggle · · 2024/Sep-Okt
© Otto Penz

Nachruf: Eva Kreisky

Eva Kreisky ist am 14. August 2024 kurz vor ihrem 80. Geburtstag nach langer Krankheit verstorben. Mit der Pionierin der deutschsprachigen feministischen Politikwissenschaft ist „eine streitbare Kämpferin für kritische Wissenschaft und für eine demokratische Universität“ verloren gegangen. So formulieren es Birgit Sauer, die langjährige wissenschaftliche Weggefährtin, und Ulrich Brand, der jetzige Leiter des Instituts für Politikwissenschaft der Uni Wien, in Gedenken an die langjährige Vorständin des Instituts.

Solidarisch. Für Eva Kreisky „war klar, dass akademisches Wissen nur Bestand hat, wenn es einen gesellschaftlichen Praxishintergrund hat“, schreiben Sauer und Brand. Dazu zählt auch Kreiskys Engagement für den Globalen Süden, beginnend 1982 als Proponentin für die Gründung des Vereins „Frauensolidarität – Entwicklungspolitische Initiativen für Frauen in der Dritten Welt“.

Im Jahre 1986 wurde Eva Kreisky zur Obfrau des Österreichischen Informationsdienstes für Entwicklungspolitik (ÖIE), wie der Südwind damals hieß, gewählt. Die noch junge Organisation mit ihren unterschiedlichen Akteur:innen und Interessen galt es zu stärken.

Kämpferisch. Als 1988 der ÖIE (partei-)politisch als „Agent Moskaus“ punziert und die staatliche Finanzierung gedrosselt wurde, konnte mit Eva Kreisky die Zerstörung des ÖIE abgewehrt werden. Auch neben ihrer Professur in Berlin von 1989 bis 1993 blieb sie Obfrau bis 1995 und darüber hinaus Herausgebervertreterin des Südwind-Magazins.

An einen ihrer zahlreichen Denkanstöße sei erinnert, nachzulesen in der Südwind-Magazin-Ausgabe 12/2001. Darin schreibt sie, die zunehmende Professionalisierung bringe NGOs oft in Abhängigkeit von staatlichen Instanzen: „Damit wurden aber auch Prozesse der Entideologisierung und einer stärker pragmatischen Orientierung, sogar auch einer staatsorientierten Wende professioneller NGOs angestoßen. Die bis dahin vorwiegend basisbezogene und emanzipatorische Ausrichtung politischen Handelns ging dabei tendenziell verloren.“

In dankbarer Erinnerung
Martin Jäggle 

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