Auf den ersten Blick mag es paradox erscheinen, das Thema „Bienen“ in einem entwicklungspolitischen Magazin aufzugreifen. Doch folgende Thema-Seiten, die wir von unserer Partnerzeitschrift New Internationalist übernommen haben, zeigen eindrucksvoll, an welch unerwarteten Orten sich Globalisierung und die damit verbundene Produktionsweise auswirken.
Seit jeher üben Bienen mit ihrem Sozialleben eine Faszination auf den Menschen aus. Die Lebensbedingungen der Zuchtbienen heute spiegeln vieles, was sich auch in der Menschenwelt abspielt. Zuchtbienen müssen Wanderarbeit leisten, sind während des Transportes an ihren Arbeitsplatz Belastungen wie Stress, Kälte und Hitze ausgesetzt, werden schlecht, weil einseitig ernährt und haben keinen Schutz vor tödlichen Pestiziden. Eine HIV-ähnliche Infektion grassiert unter den geschwächten Individuen. Für BienenzüchterInnen in den USA ist es heute lukrativer, ihre Bienen gegen Geld zu Bestäubungen zu schicken, als Honig zu erzeugen. Global nimmt die Artenvielfalt unter Bienen dramatisch ab. Nicht nur die „westliche Honigbiene“ verbreitet sich rund um die Welt, auch Parasiten und Krankheitserreger tun es. Auf der Welt grassiert ein mysteriöses Bienensterben.
Bienen sind Opfer einer industriellen Landwirtschaft mit hohem Pestizideinsatz, die Lebewesen bis zum Rand ihrer Kapazität (be)nutzt. Bienen brauchen eine abwechslungsreiche Kost, die Monokulturen nicht bieten können. Keine Pollenart allein enthält alle benötigten Vitamine, Proteine, Mineralien und Fette.
Was das Verschwinden der Bienen bedeutet, scheint im Westen noch nicht erfasst worden zu sein. Indische UrweinwohnerInnen hingegen, seit altersher SammlerInnen wilden Honigs, wissen, dass alles Leben von den Bienen abhängt.
Ein Drittel unserer Nahrung stammt von blühenden Pflanzen und diese werden wiederum zu 80 Prozent von Honigbienen bestäubt. Die unscheinbaren Bienen sind Schlüsselarten der Evolution, sie stehen im Zentrum der gesamten Nahrungskette. Ihr Zustand sagt viel über den Zustand der Welt.