Tödliche Hilfe – der Vorwurf trifft zu

Von Uwe Reinecke · · 2009/07

Wer fürchtet sich vor Dambisa Moyo?

Ich möchte an das Buch „Tödliche Hilfe“ von Brigitte Erler aus dem Jahr 1985 erinnern. Frau Erler war Mitglied des Deutschen Bundestages (SPD) und Referentin im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit/BMZ (oft auch Entwicklungshilfeministerium genannt) bis sie im Herbst 1983 nach einer Dienstreise nach Bangladesch aus Enttäuschung und Wut über die tatsächlichen Folgen der „Entwicklungshilfe“ diese fatale Arbeit aufgab. (Damals gab es in der SPD noch Menschen mit Gewissen).
Was soll „Entwicklungshilfe“ ausrichten, wenn nicht der gesamte Weltmarkt als „fairer Handel“ organisiert wird? 0,7% des BIP für so genannte „Entwicklungshilfe“ und gleichzeitig den Regierungen der „Entwicklungsländer“ Panzer, U-Boote, Fregatten, Kriegsflugzeuge, Folterwerkzeuge und Überwachungstechnik sowie Gewehre liefern und darüber hinaus Großflughäfen sowie Staudämme (einschließlich der damit verbundenen Massenvertreibungen der einheimischen Bevölkerung) bauen? Oder mit Hilfe der Bundeswehr (bzw. über die EU sehr bald auch des Bundesheeres?) „den ungehinderten Zugang zu Rohstoffen und Märkten in aller Welt“ sichern (Zitat: Verteidigungspolitische Richtlinie vom 26.11.1992 der deutschen Regierung unter Kanzler Helmut Kohl)?
Getreidelieferungen aus der EU zerstören den einheimischen Markt. So genannte „Patente“ auf Tiere und Pflanzen zerstören die Lebensgrundlage der einheimischen Bauern.
Die EU muss den Markt für Produkte aus den so genannten „Entwicklungsländern“ bzw. den Ländern der „Dritten Welt“ (beides rassistische Begriffe!) endlich öffnen.
Die EU muss – anders als mit dem Vertrag von Lissabon geplant – den fairen Handel mit demokratischen und zivilen Mitteln zum Hauptanliegen machen.
Mag sein, dass Frau Moyo in ihrem Buch polemisch und undifferenziert argumentiert – diesen Vorwurf lese ich jedenfalls aus dem Leitarikel heraus – aber grundsätzlich hat Frau Moyo recht und Europa hat eine Bringschuld. Unabhängig davon ist aber auch wenigstens in diesem Punkt dem US-Präsidenten Obama zuzustimmen, dass die gegenwärtig weit verbreitete Korruption in einigen afrikanischen Staaten eben nichts mit der Kolonialzeit mehr zu tun hat. Mut zur Eigenverantwortung ist geboten. Deshalb: Schluss mit der „Entwicklungshilfe“ und Auflösung des „BMZ“.

Uwe Reinecke
Eichweg 9a, D-37077 Göttingen
uwe.reinecke@freenet.de

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