Myanmar wieder Opium-Hauptproduzent

Von Sven Hansen · ·
Rückenansicht eines Mohnbauern in Myanmar
Mitten im Mohnfeld. Ein Bauer in Myanmar. © Kyaw Soe

In den 1980er-Jahren war Myanmar der weltgrößte Produzent von Opium, dann Afghanistan. Als Folge der gewaltsamen Machtwechsel in beiden Ländern ist es seit 2023 wieder Myanmar.

Der Hintergrund in Myanmar: Das mächtige Militär, das am 1. Februar 2021 die Regierung von Aung San Suu Kyi stürzte und seitdem wieder an der Macht ist, hatte schon seit den 1960er-Jahren den Drogenanbau geduldet und selbst davon profitiert. Auch, um ethnische Milizen in den Grenzregionen befrieden zu können.
Der Opium-Anbau nimmt jetzt in Zeiten der Aufstände anderer Milizen und des damit einhergehenden Kontrollverlusts des Regimes stark zu.
Laut UN-Drogenbüro UNODC stieg Myanmars Produktion 2023 auf geschätzte 1.080 Tonnen gegenüber 790 Tonnen im Vorjahr. Hauptanbaugebiete des Grundstoffes für Heroin sind abgelegene Regionen in den Staaten Shan, Kachin und Chin, die Grenzen mit China, Laos, Bangladesch, Thailand und Indien haben.
Und: An der Grenze zu Thailand wurde Mitte Dezember die Rekordmenge von 50 Millionen Amphetamin-Tabletten sichergestellt. Myanmar ist seit Jahren auch ein wichtiger Produzent synthetischer Drogen, deren chemische Substanzen überwiegend importiert werden.

Einkommenschance Opium
Gemeinsam ist dem Opium-Anbau in Myanmar und Afghanistan, dass er Bäuerinnen und Bauern Einkommenschancen bietet. Opium braucht weniger Wasser als Reis bzw. Weizen, kann viel länger gelagert und bei der Flucht leichter transportiert werden als Getreidesäcke, die vergleichsweise wenig einbringen.
Und Drogenhändler:innen geben Bäuerinnen und Bauern eher Kredite für den Opiumanbau als Banken für den Getreideanbau. Dazu kommt: Die Dealer:innen holen das Rohopium meist direkt ab. Andere Erzeugnisse müssen die Bäuerinnen und Bauern dagegen mit nicht unerheblichen Transportrisiken selbst zum Markt bringen.

Taliban verbieten Opiumanbau
Bis 2021 kamen mehr als 80 Prozent des weltweit produzierten Opiums aus Afghanistan. Traditionell größte Anbauprovinzen sind Helmand im Süden und Nangarhar im Osten, 2021 gab es kaum noch opiumfreie Regionen. Doch die Taliban – seit August 2021 wieder an der Macht, verbieten den Anbau. In Afghanistan ist die Opiumproduktion dadurch stark zurückgegangen: Um 95 Prozent, von 6.200 auf 333 Tonnen.
Das versuchen afghanische Bäuerinnen und Bauern mit Steigerungen der Baumwollproduktion und des Weizenanbaus zu kompensieren.

Kurz vor Ende ihres ersten Regimes (1996-2001) hatten die Taliban schon einmal ein Opiumverbot durchgesetzt. Dazu bekannten sich auch die folgenden Regierungen.
Aber: Günstlinge und Warlords waren ins Drogengeschäft verwickelt, zugleich bekam Afghanistan selbst ein wachsendes Suchtproblem. Die Produktion stieg auf Rekordhöhen.
Bevor die Taliban am 15. August 2021 in Kabul einmarschierten, hatten sie die anbauenden Familien gegen die Armee und Nato-Truppen verteidigt und mit einer Opium-Besteuerung ihren Krieg finanziert.

Nach Konsolidierung ihrer Macht gehen sie aber rigide dagegen vor. Sie beziehen sich dabei auf religiöse Gründe. Damit riskieren die Familien von Opiumbäuerinnen und -bauern den Ruf, keine wahren Muslim:innen zu seien. Das ist gefährlicher unter dem derzeitigen so nationalistischem wie diktatorischem Mullahregime, als zuvor unter dem westlich finanziertem korrupten Warlordregime.

Sven Hansen ist Asien-Redakteur der Tageszeitung Taz in Berlin und hat in den vergangenen Jahren des Öfteren in Myanmar bzw. Afghanistan recherchiert.

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