Sachbuch. Unrast Verlag, Münster, September 2008, 196 Seiten, € 16,00
Die fast lückenlose Durchsetzung der neoliberalen Vorherrschaft in Lateinamerika seit den 1980er Jahren – der „verlorenen Dekade“ – verschlechterte radikal die Lebensbedingungen von Millionen von Menschen in der Hemisphäre. Doch die lokalen Bevölkerungen leisteten zunehmend Widerstand gegen Vertreibungen und Enteignungen, gegen Staudämme und Bergbauprojekte. Es bilden sich regionale und kontinentale soziale Bewegungen und Netzwerke, z.B. gegen Staudammbau, gegen Freihandelsabkommen, für eine neue Agrarpolitik.
Der Autor arbeitete für diverse Projekte in Österreich und Mexiko in den Bereichen Friedensbildung und Nachhaltige Entwicklung und war zwischen 2005 und 2006 als freiwilliger Mitarbeiter beim mexikanischen Forschungszentrum CIEPAC in Chiapas tätig. Dabei lernte er zahlreiche soziale Bewegungen kennen. Diese schafften es in den letzten Jahren in einigen Ländern Südamerikas, direkt an die Schalthebel der Macht oder in das Umfeld der Regierungen zu gelangen, während sie in anderen Staaten eine radikale Oppositionsrolle einnehmen (Kolumbien, Mexiko).
Eine entscheidende Rolle in diesem widerständischen Lateinamerika nehmen indigene Bewegungen ein. So liegt es nahe, dass der Autor den Zapatismus in Mexiko als Paradebeispiel für seine Analyse heranzieht. In weiteren Kapiteln beleuchtet Georg Schön die Perspektiven und Sichtweisen auf die sozialen Bewegungen und ihre Impulse für gesellschaftliche Prozesse, die ökonomischen, ökologischen und kulturellen Verteilungskämpfe, die regionalen und kontinentalen Netzwerkprozesse mit ihrer innovativen Protestkulturentwicklung.
Eine sehr profunde, übersichtliche und auch mit viel persönlicher Anteilnahme geschriebene Analyse der genannten Prozesse, womit sich dieses Buch unter die interessantesten Beiträge zu den globalisierungs- und systemkritischen Bewegungen in Lateinamerika einreiht. Somos viento – Wir sind Wind – Ik ‚Otik in der Maya-Sprache Tzeltal: so definierte das Zapatistische Heer in Chiapas seine Überlebensstrategie im lakandonischen Urwald. Gegen den Wind sind die staatlichen Repressionsapparate, sind Militarisierung und Unterdrückung letzten Endes machtlos.