Von: Katrin Gänsler
Betreff: Mobiles Betteln
Liebe Redaktion!
Das Land, aus dem ich euch schreibe, gibt es offiziell nicht und wird nur von Taiwan anerkannt. Umso spannender ist es, Strukturen zu entdecken.
An einem Abend bin ich nach einer Überlandfahrt in der Hauptstadt Hargeisa angekommen und musste an einer Tankstelle halten. Eine junge Frau im dunkelblauen Hidschab-Kopftuch stellte sich neben das Auto. Anstatt zu sprechen hielt sie einen braunen Karton mit Zahlenfolge hoch und bettelte so um Geld. Um ein paar zerfledderte Somaliland-Schilling-Scheine ging es ihr dabei nicht, sondern um einen Geldtransfer aufs Handy.
Zahlreiche der rund 3,5 Millionen Einwohner:innen der autonomen Region, die praktisch von Somalia unabhängig ist, leben in Armut, genaue Zahlen gibt es nicht. Nur etwa 50 Prozent der Sechs- bis 13-Jährigen gehen zur Schule. Weibliche Genitalverstümmelung bleibt Normalität. Die meisten Straßen sind unebene Sandpisten.
Gleichzeitig hat sich eine fast bargeldlose Gesellschaft entwickelt. Entstanden ist diese allerdings aus der Not heraus: Es gibt kaum Geldautomaten, die nächste Bank ist manchmal Dutzende Kilometer entfernt. Mit ein paar Klicks zu bezahlen ist also praktisch.
Es gilt nur darauf zu achten, dass das Mobiltelefon aufgeladen ist. Die Stromversorgung in Somaliland ist schlecht, man ist auf Dieselgeneratoren angewiesen.
Liebe Grüße,
Katrin
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