Der Musiker Amewu ist zurück mit einem neuen Album.
Rap aus Deutschland trug eine Zeit lang ein Klischee mit sich: verkauft sich gut, ist inhaltlich aber meist sexistischer Mist. „Aggro“- und Macho-Rapper machen auf Gangster und provozieren, um abzukassieren.
Vergangenes Jahr lieferte der Künstler Danger Dan von der Antilopen Gang eine Antithese. Seine höchst politische und direkte Ballade „Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt“ zu Verschwörungstheorien und Antisemitismus wurde zum Hit und im Internet millionenfach angehört.
Eine andere Stimme, die wie Danger Dan im deutschen Rap mehr Gehör verdient, ist der Berliner Rapper Amewu. Reflexion und Sprachkunst sind sein Programm, sein Horizont ist weit, das Themenspektrum breit.
2009 hat Amewu sein erstes Album mit dem Titel „Entwicklungshilfe“ veröffentlicht. Nach einer mehrjährigen Schaffenspause hat er jetzt mit „Haben oder Sein“ ein neues Album herausgebracht. Und das Warten hat sich gelohnt.
Sound der Zeit. Mit den 13 Liedern liefert er einen Soundtrack der heutigen Zeit. Die Texte sind gewohnt kritisch, teils subtil, aber immer smooth vorgebracht, etwa im Titeltrack: „Zwischen Selbstoptimierung, Gewinnmaximierung und Sehnsucht nach Statussymbolen, wachsen psychische Leiden zu physischen Leiden, im Bundle mit Gratissymptomen.“
Amewu spricht Konsum, Rassismus, Migration und die Ausbeutung von Menschen und Natur an. Und auch die individuelle Ebene bekommt immer wieder Platz, etwa beim tollen Song „Alles Opfer“: „So viele Möglichkeiten auf der Welt, um Leid zu erfahren. So viele Möglichkeiten, dieses Leid dann weiterzutragen.“
Dabei regt er zum Nachdenken und Handeln an.
An jenen Stellen, an denen Amewu sehr weit ins Philosophische abgleitet und der Autor dieser Zeilen ihm nicht immer gleich folgen kann, da wirken einfach Beats, Rhythmus und seine Stimme. Überzeugend sind außerdem seine Liveauftritte. sol
Haben oder Sein
(CD € 15) wurde am 28. Jänner veröffentlicht.Amewu live: 21. Mai, 20 Uhr Flex, Wien
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