Aus dem Englischen von Marcus Ingendaay. Ammann Verlag, Zürich 2008. 160 Seiten, € 19,50
Agu, ein afrikanischer Bub, läuft weg vor dem Krieg und landet in den Armen des Kommandanten. Anstatt Rettung zu finden, muss er jetzt als Soldat bleiben und Menschen töten. Die Kindheit, das Zuhause – alle Geborgenheit ist fort. Das Einzige, was zählt ist, am Leben zu bleiben. Agu, der zuvor der Sohn eines Lehrers und einer liebenden Mutter war, findet im sprachlosen Strika seinen einzigen Freund. Beide sind noch Kinder und können einander verstehen. Der Schrecken des Mordens und Tötens wandelt sich von einer anfänglichen Euphorie in einen angstvollen Zwang. Ständige Flucht, kaum Nahrung, keine richtige Bekleidung und die ständigen Launen des Kommandanten machen das Soldatendasein zur Qual. Selbst Gunjuice, der die Soldaten vor dem Töten in einen betäubten Zustand versetzt, hilft nicht mehr. Die Erinnerungen an sein früheres Leben halten Agu lebendig. In ihnen kann er sich zurückziehen, wenn der Kommandant wieder einmal Pflege für seinen strammen Soldaten braucht. Agu hat keine Chance mehr, das Kind zu sein, welches er einmal war. Der einzige Weg in ein anderes Leben scheint Flucht zu sein, doch die ist nicht möglich, solange der Kommandant noch lebt.
Uzodinma Iweala schrieb dieses Buch mit nur 23 Jahren und schuf ein Werk, das die LeserInnen von der ersten Seite an packt und nicht mehr loslässt. Intensiv, erschreckend und gleichzeitig fesselnd, erzählt Iweala die Geschichte des Jungen Agu. Da der Autor aus der Perspektive Agus erzählt, übernimmt er auch dessen Sprachduktus, wodurch das Buch an Authentizität gewinnt. All das Schreckliche wird in Worten und Geräuschen dargestellt, die in ihrer Einfachheit noch furchterregender wirken. Es ist sicherlich nicht einfach, ein Buch über das Leben eines Kindersoldaten zu schreiben, aber Iweala hat in seiner realistischen Darstellung viel Einfühlungsvermögen bewiesen.