Sachbuch. Studien Verlag, Innsbruck 2007, 173 Seiten, € 19,90
Chile, 11. September 1973. Militärputsch. Pinochet macht Schluss mit dem „Sozialismus in Freiheit“ unter Präsident Allende. Viele ChilenInnen wurden damals umgebracht, gefoltert oder flohen ins Exil.
Wie es den Kindern der chilenischen Flüchtlinge in Österreich ergeht, wie sie ihre Identität zwischen zwei Kulturen finden konnten und wie sich die Geschichte ihrer Eltern auf ihr eigenes Dasein auswirkt, dies sind die leitenden Fragen dieser ambitionierten sozialwissenschaftlichen Forschung. Das Buch ist in der Reihe „transblick“ erschienen, die Phänomene und Verhältnisse, die im allgemeinen wenig Beachtung finden, in den Mittelpunkt stellt, zugleich aber auch eine Sprache benutzt, die auch außerhalb des akademischen Diskurses zum Handeln und Diskutieren einlädt.
Nachdem die Geschichte Chiles aufgerollt wird, wird anschaulich die wissenschaftliche Methode erklärt. Drei von dreizehn biographischen Interviews sind genauer ausgeführt und geben Einblick in die Lebenskonstruktion unter dem Aspekt des Konzepts des sozialen Erbes. Es wird erklärt, wie kulturelle Wertvorstellungen und Lebensorientierungen von Generation zu Generation tradiert werden.
Emiliano, Paula und Teresa stehen mit ihren eigenen „Flugbahnen des Lebens“ im Mittelpunkt der Ausführungen. Durch die Interviews wird ein guter Einblick in ihre Handlungsstrategien möglich, und die Analysen sind anschaulich und nachvollziehbar ausgeführt. Katharina Kaudelka zeigt nicht nur, welchen Problemen chilenische Flüchtlinge in Österreich unterworfen sind, sondern sensibilisiert zugleich für allgemeine Fragen der Migration und Integration.
Wie sehr sind wir Produkt unserer Kultur und unserer Sozialisation, gesamtgesellschaftlich, wie auch familiär?
Conclusio: Das Lesen einer wissenschaftlichen Arbeit muss nicht anstrengend sein.