Von: Manuel Preusser
Betreff: Rette sich, wer kann!
Liebe Redaktion,
trotz der Versuche, Normalität herzustellen, hat sich das Leben in Quito, Ecuadors Hauptstadt, im Zuge der Corona-Pandemie enorm verändert. Die unzähligen Straßenverkäufer*innen passten sich schnell an die neue Situation an: Heute werden überall in der Stadt Desinfektionsalkohol und Gesichtsmasken verkauft.
In einer Bar wurde uns ein Teller mit Essensresten auf den Tisch gestellt. „Wenn die Polizei kommt, sagt, dass ihr das gegessen habt“, bat uns die Kellnerin. Offiziell dürfen Gaststätten nur Alkohol verkaufen, wenn auch Speisen konsumiert werden.
Fast alle hier haben Covid-Todesfälle im direkten Umfeld miterlebt. Viele Menschen sind mit Ganzkörper-Schutzanzügen und doppeltem Mund-Nasen-Schutz unterwegs. Wenn man in ein Einkaufszentrum oder in ein Lokal geht, wird Fieber gemessen und desinfiziert – oft sogar Kleidung, Schuhsohlen und Restgeld.
Die Menschen wissen, dass sie im Fall einer Infektion auf sich selbst gestellt sind. Die öffentlichen Krankenhäuser sind seit über einem Jahr vollkommen überfordert, das Personal wurde monatelang nicht bezahlt. Es gibt keine Coronahilfen, Tests sind teuer und die offiziellen Infektions- und Todeszahlen unglaubwürdig.
Den Luxus, das Coronavirus zu leugnen oder kleinzureden, können sich hier nur wenige leisten.
Liebe Grüße,
Manuel
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