Nollywood-Filme schaffen es sogar bis in die Südsee.
Was Abgeschiedenheit angeht, ist das Loh-Atoll nicht leicht zu überbieten. Einmal die Woche kommt ein Flugzeug aus Port Vila, der mehr als 1.000 Kilometer südlich liegenden Hauptstadt der kleinen Südsee-Inselnation Vanuatu, und durchschnittlich zweimal im Jahr ein Frachtschiff. Sonst gibt es noch ab und zu ein Kreuzfahrtschiff, das australische und US-amerikanische TouristInnen ausspuckt. Doch der Filmmarkt der kleinen Koralleninsel mit ihren 200 BewohnerInnen ist fest in der Hand von Nollywood, denn der Krankenpfleger des Eilandes mag die nigerianischen Filme. Außer der Schule hat er als Einziger einen Generator, einen Fernseher und DVD-Spieler. Die Filme, berichtet er, werden aus Papua Neu-Guinea importiert, mehr als 2.000 km westlich von Loh.
Jonathan Haynes, Co-Autor des ersten Buches über Nollywood, sagte 2002 noch: „Ich hoffe, dass einige der nigerianischen Talente den Sprung in die internationale Kino-Szene schaffen werden, aber wegen ihrer kleinen Budgets und ihrer kulturellen Werte werden die Filme international keinen großen Erfolg haben.“ Inzwischen gibt es viele Anzeichen, dass er mit dieser Einschätzung falsch liegt.
Auch Bollywood-Produktionen wurden außerhalb Indiens anfänglich fast ausschließlich von der indischen Diaspora angeschaut. Das trifft auch auf Nollywood-Filme zu. Nach Schätzungen leben rund sieben Millionen NigerianerInnen im Ausland. Der Vertrieb wie auch der Verkauf und Konsum in Europa und den USA – die neuesten Filme sind in London und New York oft eher zu kaufen als in Lagos – geht sicher in der Mehrzahl auf sie zurück.
Aber es gibt auch Regionen, in denen die nigerianischen Filme schon kulturelle Grenzen überwunden haben. Am Filmmarkt des subsaharischen Afrika hat Nollywood ohnehin seit einigen Jahren die Nase vorn. Im frankophonen West- und Zentralafrika werden die Filme französisch synchronisiert. Auch auf vielen englischsprachigen Karibik-Inseln wie Jamaika, Barbados und Grenada sind Nollywood-Filme inzwischen weit verbreitet, ebenso in Brasilien und Mexiko. Und Melanesien, die Inselreiche der westlichen Südsee, Papua Neu-Guinea, Fidschi, Neu-Kaledonien, die Solomonen und Vanuatu dürfen wohl als der jüngste Wachstumsmarkt gelten.